Heutzutage ist es unglaublich leicht, jeden Unsinn, der einem spontan in den Kopf kommt, direkt zu veröffentlichen. Auf Facebook oder Twitter, im Blog oder sogar als eBook. Und so mancher Autor hat sich dabei auch schon hübsch in die Nesseln gesetzt. Da wird geschimpft, gejammert, beschuldigt oder offensichtliches Fehlverhalten mit fadenscheinigen Ausreden beschönigt. Und viele merken erst, wenn es zum ersten Mal Gegenwind gibt, dass diese Strategie vielleicht keine so gute ist.
Natürlich wollen wir als Autoren menschlich wirken, damit die Leser sich freuen, mit uns zu kommunizieren, und vielleicht sogar eine Bindung zu uns aufbauen. Dabei vergessen wir dann allerdings gegebenenfalls, dass die Autorin, die so grandiose Bücher schreibt wie unsere, in den Köpfen der Leser vielleicht gar keine leidenschaftliche rheinische Fleischfachverkäuferin ist (oder Übersetzerin mit widerspenstiger Frisur und nicht zusammenpassenden Klamotten, auf denen sie Kaffeeflecken sammelt), sondern ein feinsinniges Wesen mit Armstulpen und klassischer Musik im Hintergrund.
Ob ihr es glaubt oder nicht, auch ich differenziere minimal zwischen Privat-Diandra und Autorin-Diandra. Beispielsweise kennt Privat-Diandra Schimpfwörter, von denen Autorin-Diandra sich nicht einmal träumen ließe. Und sie benutzt sie auch recht großzügig. In mehreren Sprachen. Außerdem trägt sie für ihr Leben gerne pinkfarbene Jogginghosen, wenn sie nicht gerade im Büro ist, aber auch diesen Anblick mutet sie der Öffentlichkeit nur selten zu. Und politische oder gesellschaftliche Rants lässt sie nur im Notfall los. Sie – also ich, wenn man es genau nimmt – tja, ich finde eben, dass Politik und die großen Gesellschaftsfragen im Büro nichts zu suchen haben. Und als Autorin ist das Internet oft mein Büro. Eine besonders gute PR-Fachfrau bin ich nicht, doch ich bemühe mich schon ein wenig, Beruf und Vergnügen Politik und Vergnügen zu trennen. (Natürlich ist das Autorendasein Beruf und Vergnügen gleichzeitig. Was denkt ihr denn? Dass ich das für den Ruhm mache? Pah!)
Ganz oft sitze ich also als Autoren-Diandra an der Tastatur, will irgendwen mit dem WLAN-Kabel würgen oder so lange mit Buchstaben-Bauklötzen bewerfen, bis er etwas Kluges schreibt – und verkneife mir dann doch (fast) jeden bösen Kommentar, weil das nichts ist, das ich mit meinem Autoren-Dasein assoziiert wissen möchte.
Und falls ich also doch mal etwas schreibe, was euch übel aufstößt, tröstet euch einfach damit, dass die analoge Version wahrscheinlich viel schlimmer klang als das, was ihr lesen musstet. (Glaubt ihr nicht? Fragt die Kolleginnen. ^^ )