Autorenwahnsinn Tag 12: Abkühlung – ein erfrischendes Zitat

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Wenn ich so nach draußen gucke, wäre mir ein wärmendes Zitat ja lieber … aber Spielregeln sind Spielregeln. Was wäre also sinnvoller, als sich zwecks Abkühlung in den Winter zu begeben? Also ein Zitat aus „Spiegelsee“, das im tiefsten Dezember an einem kleinen, verwunschenen See spielt … die perfekte Gelegenheit für einen Spaziergang!

(…) Schließlich drehten wir um und machten uns auf den Weg zurück zur Hütte. Der Himmel hatte sich wieder zugezogen, die fahle Sonne war für heute verschwunden. Es wurde kälter. Im Dämmerlicht verschwanden kleine Äste und Wurzeln, der Weg wurde schwieriger. Erst direkt am Ufer waren die Unebenheiten wieder etwas besser zu erkennen.

Am Fuß einer steinernen Erhebung hielt ich inne und sah über den See zum Heim hinüber. Die Fenster waren warm erleuchtet. Von außen sah es fast schon heimelig aus. Aber ich hätte gewettet, die meisten Insassen wären lieber hier draußen.

Warte mal.

Irgendwas stimmte nicht.

Ich wollte mich umdrehen, um Falk nach seinem Eindruck zu fragen, da verschwand der Boden unter mir. Es war, als würden meine Füße in den See gesogen. Entsetzt riss ich die Arme nach oben und schnappte nach Luft. Ein Brausen und Fauchen erfüllte meinen Kopf. Dann verschluckte mich das Wasser.

Die Kälte schockte jeden Gedanken an Selbsterhalt aus meinem Körper. Meine Lederjacke wurde schwer wie Blei und zog mich nach unten. Ich zwang mich, die Augen zu öffnen, und sah um mich her Wirbel aus Waldboden und trübem Wasser. In meinen Ohren dröhnte es. Ein bleiches Gesicht sah mich aus hasserfüllten Augen an. Schwarze Haarsträhnen wanden sich um meine Arme und zogen mich in die Tiefe. ‚Schwimm!‘ flehte eine Stimme in meinem Kopf, aber da waren meine Arme und Beine bereits taub und meine Finger zu ungeschickt, um den Verschluss der Jacke zu öffnen. Meine Lunge brannte. Verzweifelt kickte ich und versuchte, mit den Armen Schwimmbewegungen zu machen. So tief sollte der See hier am Ufer doch gar nicht sein!

Eine Hand griff nach mir, erwischte meine Schulter und riss mich unsanft aus dem Wasser. Keuchend landete ich auf dem aufgewühlten Boden. Ich drehte den Kopf zur Seite und hustete. Dann übergab ich mich.

„Bist du okay?“ Falk kniete über mir, ebenfalls tropfnass. Schmale Rinnsale liefen über sein Gesicht.

„S-sicher“, zitterte ich. „Ich wollte n-nur sch-sch-schwimmen gehen.“

Vorsichtig setzte ich mich auf, den Geschmack von Erbrochenem auf der Zunge, und sah mich um.

Der Weg war verschwunden. Oder wenigstens das Stück, auf dem ich gerade noch am Ufer gestanden hatte.

Falk schüttelte den Kopf und hob mich auf, als wiege ich nichts. Erschöpft schloss ich die Augen und legte den Kopf an seine Brust. Mir war schwindelig und kalt. (…)

Na, erfrischt?

Los, gebt es mir!

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