Das gilt nicht nur, aber auch für Schreibratschläge. Und von denen gibt es viele! Das Stichwort „Autorenratgeber“ allein hat über hundert Treffer bei Amazon. Für „Schreibratgeber“ sind es mehr als dreihundert. Und in denen steht nicht alles das gleiche – ganz im Gegenteil!
Einige raten dir, du sollst einen detaillierten Szenenplan schreiben.
Andere schwärmen von der „Schneeflockenmethode“.
Manchmal heißt es, man müsse erst komplett ausgearbeitete Charaktere haben, dann folge die Geschichte von ganz alleine.
Dann wiederum soll man am besten einfach blind in eine Szene springen und darauf hoffen, dass das Unterbewusstsein schon wisse, was es tut.
Ich könnte diese Liste fortsetzen, aber ich bin faul. Stattdessen wollte ich den besten und den schlechtesten Schreibratschlag, den ich je bekommen habe, mit euch teilen.
Mein absoluter, unbedingter Favorit:
Butt in chair!
Das heißt nicht unbedingt, dass man nur in einem Stuhl sitzend schreiben kann. Ich hab’s getestet: Sofa, Bett, Balkon, U-Bahn, … – Schreiben geht überall. Aber man muss es auch wirklich tun. Und dazu gehört, dass man auftaucht. Regelmäßig. Am besten jeden Tag. Auch wenn man keine Lust hat. Sonst träumt man sein Leben lang davon, dieses eine wunderbare Buch zu schreiben … sobald die Gelegenheit kommt. Und die kommt nicht, meine Lieben. Die ist schon da und wartet darauf, dass ihr eure Hintern in eure Schreibstühle pflanzt und loslegt.
Wer so starke Gefühle für so scheinbar triviale Ideen hegt, der hat doch bestimmt auch einen Ratschlag, mit dem ihn die Hassliebe verbindet. Und auch da kann ich euch etwas liefern:
Höre nicht auf das, was der Markt sagt!
Oh ja, der böse Markt. Echte Künstler richten sich nie nach dem Markt. Oder? Überlegt mal, was „der Markt“ in diesem Fall ist: Leute, die gerne lesen. Quasi deine Leser, wenn du es richtig machst. Und diese Leser wissen sehr genau, was sie mögen – nämlich Geschichten, die funktionieren. Vielleicht können sie dir nicht sagen, warum eine Geschichte funktioniert, aber man muss auch kein Pyrotechniker sein, um ein hübsches Feuerwerk zu genießen. Also lohnt es sich, zu schauen, was den Lesern gefällt – was euren potenziellen Lesern gefällt. Und wenn ihr wisst, wer diese Leser sind und was sie mögen, könnt ihr euch immer noch daran machen, mit den Erwartungen zu spielen. Aber „der Markt“ ist eben keine finstere, dir feindlich gesonnene Macht, die man nicht versteht. „Der Markt“ besteht aus Lesern, und Leser sind unsere Freunde.
(Das bedeutet natürlich nicht, dass ihr X Abklatsche der Spiegel-Bestsellerliste schreiben sollt. Was für eine langweilige Buchwelt wäre das denn! Aber sogar bei Büchern, die eigentlich nicht eurem Geschmack entsprechen, lässt sich mit ein wenig Ausprobieren leicht herausfinden, was die Leser reizt: Ist es die dramatische Geschichte? Ein brandaktuelles Thema? Interessante Charaktere? Schöne Sprache? … )
Das mit dem Butt kann ich sehr gut nachvollziehen. Bei mir heißt das immer: „hinsetzen – machen“. In der Regel funktioniert das auch – wenn ich mal sitze, kommt auch was.