Dieser neumodische Umweltsch***

… ist gar nicht so neumodisch, ist das den Leuten eigentlich klar?

Wenn ich mich mit beliebigen Menschen unterhalte, scheint dem nämlich gar nicht so zu sein. „Plötzlich“ haben „diese jungen Leute“ die Umwelt für sich entdeckt, natürlich aus dem Nichts heraus und ohne Ahnung von dem, was sie da eigentlich tun. Sonst wären sie nämlich vernünftige Erwachsene mittleren Alters, die abends vor der Tagesschau einschlafen.

Gut, vielleicht polemisiere ich. Nur ein bisschen.

Denn was einigen Leuten nicht klar zu sein scheint – diesem „plötzlichen Umwelthype“ gibt es schon seit Jahrzehnten. Im Moment bekommt er nur wieder mehr mediale Aufmerksamkeit, diesen „naiven jungen Leuten“ sei Dank. Wann wurde das letzte Mal soviel über Umweltprotestaktionen berichtet wie jetzt? Ich glaube, das waren die frühen Achtziger. Später lief Umwelt immer mal wieder, wenn gerade niemand Wichtiges einem anderen Wichtigen die Hand geschüttelt hat, so am Rand mit – Atomkraft, Ozonloch, Haarspray, klingelt da was?

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Foto von RawFilm, gefunden auf Unsplash

Für die Proteste in den frühen Achtzigern war ich noch zu jung. Damals interessierte mich höchstens der Inhalt meiner eigenen Windel (bio!). Später war ich leidenschaftlich gegen Tiertransporte (bis heute), gegen Atomkraft (zwiegespalten*), für mehr Radfahren (ich habe nichtmal ein Fahrrad, dafür ein ÖPNV-Abo), gegen Artensterben (logo) und generell gegen die Ausbeutung der Umwelt (sowieso). Als die ersten Bioprodukte aufkamen, versuchte ich, meine Eltern davon zu überzeugen, wie gut das sei, auch wenn bei den Labels immer mal wieder gelogen werde. Meine Eltern hatten drei Kinder zu ernähren und weder Zeit noch Geld für „so einen Quatsch“. Ich schrieb Protestbriefe, zeichnete Unterschriftenlisten und versuche bis heute, durch meinen Konsum Einfluss auf Wirtschaft und Politik zu nehmen, soweit meine Mittel es ermöglichen.

Mit quixotesker Begeisterung verbreite ich Informationen über die Schäden, die der Abbau von Metallen, Mineralien und „Heilsteinen“ verursacht. Ohne großes Interesse zu generieren, aber mit ungebrochenem Elan.

Wie es bei so „Langstreckenbegeisterungen“ oft der Fall ist, verfolge ich trotz allem realistische und alltagstaugliche Ansätze. Ich gebe mich auch mit Kompromissen zufrieden. Aber wenn mir dann wieder jemand erzählt, diese kompromisslosen „dummen Schüler“ würden ihre Irrtümer schon noch einsehen und zu „vernünftigen Erwachsenen wie uns“ werden, dann schaue ich auf meine eigene Entwicklung zurück und denke mir: Oh ja, bitte, hoffentlich bald.

Und mit ein wenig Glück schauen die jungen Leute in einigen Generationen fassungslos aus einer geretteten Umwelt auf uns zurück und wundern sich, wie verstockt und verbohrt die „Ewiggestrigen“ mal sein konnten.

* Ich glaube, dass Atomkraft diverse Umweltprobleme lösen könnte, wenn sie wissenschaftlich fundiert genutzt und überwacht und stets nach modernsten Erkenntnissen weiterentwickelt würde. Unter keinen Umständen würde ich sie in die Hände von Politikern oder Wirtschaftsbossen legen.

Ein Gedanke zu “Dieser neumodische Umweltsch***

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