Jahrelang heißt es, Menschen müssten ihre Gefühle zulassen. Vielleicht sogar offen zeigen. Das sei gesund und so. Für einen selbst und für die Gesellschaft.
Und jetzt haben wir den Coronasalat.
Stellt euch mal vor: Einige Leute, denen es – objektiv betrachtet – gar nicht so schlecht geht, WAGEN es, trotzdem Gefühle zu haben. Die Kinderbetreuung rund um die Uhr schlaucht, obwohl man einen Garten hat. Zwar arbeitet man nach wie vor in einem sicheren Job, jetzt aus dem Homeoffice, aber man vermisst den Kontakt zu seinen Eltern. Der Supermarkt hat noch alles, aber die Sicherheitsleute am Eingang bereiten einem Unbehagen.
Schon kommen aus ihren Löchern die Pamüsepampel, die uns erklären: Uns Deutschen geht es doch sowieso viel zu gut. Und den privilegierten Deutschen erst! Also denen mit Balkon oder Garten, Homeoffice und Familie. Die sollen mal wagen, in dieser Situation ein negatives Gefühl zu haben! Die meisten von denen haben doch sogar noch beide Beine! Undankbares Pack!

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Wisst ihr, was ich davon halte?

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(Ich liebe diese Foto-Seiten. So praktisch!)
Aber darum geht es gar nicht.
Liebe Pamüsepampel, haltet doch bitte einfach die Fresse. Findet ihr, wir sind nicht dankbar genug? Oder zu verweichlicht? Dann geht doch bitte in die sibirische Einöde und leckt an einer Fichte.
Natürlich dürfen auch privilegierte Menschen Gefühle zur aktuellen Situation haben. Sogar negative, wenn es denn so ist. Niemand hat mit dieser Entwicklung gerechnet. Niemand konnte sich auf so eine Katastrophe vorbereiten. Folglich ist das für JEDEN unerwartet und schwierig zu bewältigen. Das ist kein Wettbewerb, wer es am schlimmsten hat (oder wer es am besten wegsteckt, wenn sich von heute auf morgen beinahe alles ändert). Es ist eine Herausforderung für die Gesellschaft, und die verträgt es durchaus, wenn auch „die Bessergestellten“ mal ein wenig jammern. Ich schwör, danach krempeln wir wieder die Ärmel hoch und fassen mit an, so gut wir eben können.