Ich beneide Leute, die immer genau wissen, wer sie sind.
Gut, das klingt jetzt, als sei ich unglaublich mysteriös. Dem ist nicht so.
Und ich bin mir meistens auch ziemlich sicher, wer ich bin, so im Groben. Aber wie sich das heute oder morgen oder generell nächste Woche äußert, das weiß der Himmel.
Deswegen kann ich mir zum Beispiel nicht Abends schon Klamotten rauslegen. Ich muss morgens wach werden, in mich gehen und schauen, wer ich heute bin, denn das wirkt sich natürlich auf meinen Aufzug aus. Bin ich grummelig oder niedlich? Habe ich Lust, mich zu unterhalten? Hose oder Rock? Schick oder bequem? Kann ich vielleicht heute alles haben?
Das klingt vielleicht ermüdend, ist es aber gar nicht. Wenn ich die Zeit habe, mir morgens einen Moment zu nehmen, um die Eckpunkte herauszufinden, habe ich direkt Strategien für den Tag. Welche Handaxt nehme ich mit? Gönne ich mir den Luxus, im Auto zur Arbeit zu fahren, und singe auf dem Weg laut mit? Sollte ich vielleicht die Kolleginnen vorwarnen, dass ich heute mies gelaunt bin?
Dementsprechend sieht übrigens auch mein Kleiderschrank aus. Von der abgeranzten Cordhose bis hin zum lieblichen Kleidchen ist alles da und auch fast immer einsatzbereit. Nur hohe Absätze mache ich nicht, die Diandra-Version dafür muss wohl noch erfunden werden. Vielleicht gibt es irgendwann ein Update?
Ich glaub ich weiß immer ziemlich genau wer ich bin, habe aber wohl den Luxus, dass ich nicht oft das Bedürfnis verspüre, das äußerlich auszudrücken (also eben mittels Kleidung usw.) – hauptsache ich weiß innerlich Bescheid, sozusagen.