Ich bin retro!

In den letzten Tagen durfte/musste ich einen Mietwagen fahren. Es war das letzte Fahrzeug, das die Vermietung vorrätig hatte. Ich hatte also Glück. Der Mann bestätigte mir auch, was für ein Glück ich hatte, denn mein Mietwagen war eine luxuriös ausgestattete Spitzenlimousine mit allem nur erdenklichem Schnickschnack: Natürlich Automatikgetriebe. Tempomat. Sitzheizung. Sicherheitsabstandswarnung. Ambience Light. Blinklichtern an den Außenspiegeln, wenn sich etwas neben dem Fahrzeug aufhält. Einer Armaturenbrett mit mehr Bildschirmfläche, als der Mann üblicherweise mit sich herumträgt. Eine „Sie fahren zu schnell“-Nörgel.

Der Mann war sehr traurig, dass er aus Zeitgründen nicht einmal eine kleine Spritztour machen konnte.

Für mich hingegen … ich kann die meisten Dinge fahren, wenn sie einen Motor haben, und man merkte dem Fahrzeug schon an, dass es solide und durchdacht gebaut war. Allerdings war mir langweilig.

Langweilig?

Ja, die Frau klingt verrückt. Sagt mein Vater auch immer.

Ich fahre wahnsinnig gerne. Und ich habe gemerkt, wieviel Spaß es mir macht, diese ganzen kleinen „Handgriffe“ – schalten, Schulterblick, … – selbst zu erledigen. Mit einem derart ausgestatteten Auto ist ordentliches Fahren ja keine Kunst mehr, da kann das jeder.

Beim Nachdenken habe ich gemerkt, dass ich bei vielen Dingen so bin. Klar kann man fertiges Brot kaufen. Waschlappen muss man nicht häkeln, man kann sie fertig kaufen. Und wer zum Henker flickt heute noch seine Sachen?

Ich mag es, nützliche Dinge zu können – egal, was alles Maschinen schon übernehmen. Der Mann meint, Künstliche Intelligenzen könnten bereits überzeugende Romankapitel schreiben. Kein Grund für mich, damit aufzuhören! Möglicherweise ist das so eine retro Hipsteridee, alle möglichen Dinge selbst können zu wollen … und es verschafft einem eine gigantische Befriedigung.

Eine Sache fand ich allerdings doch ganz praktisch: Die Rückfahrkamera. Vor allem beim Einparken, das kann ich nämlich(noch) nicht so gut. ^^

Abenteuer Eifel – Abenteuer Auto

Wir waren also vor kurzem in der Eifel. Für einen Tag. Mit dem Auto. Sonst kommt man da ja gar nicht hin, und weg erst recht nicht.

Und jetzt werde ich euch erklären: Ja, ich habe auf dem Land den Führerschein gemacht. Allerdings auf dem PLATTEN Land.

Abblätterndes "Tempo 30" Schild, auf die Fahrbahn gemalt.
Photo by Markus Spiske on Pexels.com

Die ganzen Berge und Kurven und vor allem die Kurven am Berg sind für mich schon schwierig. Und wie alle vernünftigen Leute passe ich meine Geschwindigkeit meiner Erfahrung und meinen Fähigkeiten an. Hat ja niemand was davon, wenn ich rasant brettere, wo es niemand sieht, und dann demonstrativ im Graben auf den Abschleppdienst warte.

Nun gibt es aber auch in der Eifel Regeln. Die drücken sich in Form der üblichen Straßenschilder aus. Zum Beispiel wird vor größeren Kreuzungen oder komplexen Kurven mit diesen runden Dingern darauf hingewiesen, dass man hier doch bitte maximal 70 zu fahren habe.

Meine Freundin und ich sind uns bis heute nicht sicher: Sind das jetzt wirklich Geschwindigkeitsbeschränkungen – oder doch eher Herausforderungen?

(Falls ihr also neulich in der Eifel hinter einem weißen Auto mit gefühlter Bobbycar-Höchstgeschwindigkeit stecktet … das war ich. Sorry.)

Und auf einmal macht es wieder Spaß, viel unterwegs zu sein

So geht das, wenn man ein neues Auto hat. Hatte ich mal erwähnt, dass ich wirklich gerne fahre? Umweltunfreundlicherweise war das schon so, als ich gerade meinen Roller-Führerschein hatte (auf dem Land braucht man den). Bei schlechter Laune einfach Gas geben und so lange durch die Landschaft fahren, bis man wieder entspannt grinsen kann.

So passiert es also, dass ich mich auf einmal darum reiße, unter der Woche den Einkauf zu erledigen, während Richard noch am Schreibtisch sitzt. Ich fahre mit einer Freundin zum Oberhausener Stoffmarkt, um unterwegs mit dem Raumschiff-Design anzugeben, und am Tag darauf zu meiner Patentante, um ihr bei einem Schimmel-Problem im Bad zu helfen. Und wenn es nicht so verflixt unwirtschaftlich wäre, würde ich auch den Wagen nehmen, wenn ich zum Babysitting nach Leipzig fahre in zwei Wochen – aber solange ich allein unterwegs bin, ist die Bahn da wirklich günstiger (und außerdem braucht Richard den Wagen ja auch, um zur Arbeit zu kommen). Zu schade!

Wenn ihr also im Moment an mich denkt, stellt euch ruhig vor, dass ich mit seligem Grinsen hinter dem Steuer sitze und BRUMMMM, BRUMMMMM mache. ^^

Die kurze Geschichte von dem traurigen kleinen Auto

Es begab sich also, dass ein kleines schwarzes Auto ein neues Zuhause fand bei liebevollen Eltern. Es erlebte eine ganze Reihe von Abenteuern und sah die ganze Welt. Oder zumindest kam es dem kleinen Auto so vor. Es fuhr nach Leipzig, nach Amsterdam und Berlin.

Leider sind die guten Dinge nicht von Dauer. Und darum hat sich unser Auto jetzt offenbar in einen Kürbis verwandelt. So ein Mist aber auch.