Wie ein unaufmerksames Zimmermädchen beinahe ein bisschen unsere Beziehung gefährdet hätte

Vor ein paar Tagen war ich auf dem Sprung, Freunde und Familie besuchen. Richard war außergewöhnlich früh aufgestanden, um sich die PHOTOKINA anzuschauen, und ich wollte noch schnell seine Beraterwäsche aus dem Beraterkoffer in die neue Waschmaschine stopfen.

Beim Sortieren fand ich das da:

IMG_0327Ich kenn mich da ja nicht so gut aus, aber das sah nicht aus wie ein Produkt für Männer. Und meine war das auch nicht. Also fotografierte ich den Stein des Anstoßes und schickte Richard eine Nachricht: „Guck mal, was in deinem Koffer war. Bist du etwa heimlich ein Cross-Dresser“

Seine Antwort: „WTF?“

Ich wieder: „Ich weiß grad nicht, was ich denken soll. Wie fändest du das, wenn bei deiner Rückkehr fremder Leute Boxershorts in der Wohnung lägen?“

Er: „Keine Ahnung, glaub ich.“

Ja, wir sind sehr eloquent. Auf jeden Fall musste ich los, und die Unterhaltung wurde erst einmal auf Eis gelegt. Was natürlich nicht ganz einfach war. Zwar bin ich 99,99785% sicher, dass Richard mir auf ewig treu ergeben ist. Zumal, als wir damals zusammenzogen, ich mit Katzen- und X-Box-Entzug gedroht habe, sollte er mich jemals hintergehen.

(Ich weiß, wo es richtig wehtut.)

Egal. Sonntag Abend hab ich ihm dann als erstes den Stein des Anstoßes vorgelegt. Richard hatte die Sache natürlich direkt vergessen. Wir haben dann zusammen überlegt, woher das Ding kommen könnte: Meine? Keinesfalls. Von einer der gelegentlich übernachtenden Freundinnen? Zu klein. Multiple Persönlichkeiten? Unwahrscheinlich. (Richard: „Ich hoffe nicht, das Ding sieht ziemlich unbequem aus!“)

Die Lösung war dann so simpel wie blöde: Der Schlüpper lag in Richards Hotelzimmer, in dem Fach, in dem er seine (überwiegend schwarze) getragene Wäsche sammelt. Und Donnerstag Morgen beim Packen hat er das Ding dann wohl unbewusst mitgeschleppt, auf dass es zuhause bei uns ein wenig für Abwechslung sorge.

„Das soll ich dir also glauben?“

– „Überleg doch mal, Schatz: Wenn ich dich betrügen würde, dann doch nicht mit jemandem, der so langweilige Unterwäsche trägt!“

Zugegeben, das klang logisch. Außerdem war er in der ganzen Angelegenheit so entspannt und offen überrascht, dass ich ihm die blöde Geschichte abkaufe – er ist ein ziemlich mieser Lügner. Vertrauensselig, wie ich bin, naiv und voll Glauben an das Gute in der Menschheit, glaube ich ihm also. Richard ist einer von den Guten, wirklich. Letztendlich lachten wir also über den Schrecken. Ich schlug vor, er solle sich beim Hotel beschweren und eine Wiedergutmachung verlangen, schließlich habe dieser Schlüpper fast seine Beziehung ruiniert. Das wollte er aber auch nicht: „Und was, wenn das Zimmermädchen dann meinetwegen Ärger kriegt?“

(Laaaaangweilig!)

Und die Moral von der Geschicht: Es ist nicht immer, wie es scheint. Manchmal muss man sich entscheiden, anderen zu vertrauen. Und: Es ist gut, von Zeit zu Zeit seine Drohungen zu erneuern. (Oder: Mach das Licht an, wenn du deinen Koffer packst.)

Reisen, Pläne, Kompromisse

In den letzten Wochen waren wir wieder viel unterwegs. Freunde mussten verheiratet, andere Freunde besucht und die Familie beglückt werden. Ich war in Prag und Luxemburg, und zum Schluss noch einmal im wunderschönen Bad Hersfeld, wo eine liebe Freundin erst heiraten und sich dann partout in einem Meer aus Spitze, Tüll und Glitzer in einen Mini quetschen musste. Ein Bild für die Götter. ^^

Wie dem auch sei, wo die langen Trips jetzt endlich hinter uns liegen, stehen Renovierungsmaßnahmen ins Haus, und große Entscheidungen. Wenn alle Fenster ausgetauscht und die letzte Dämmstoffplatte außen ans Haus getackert sind, steht uns eine saftige Mieterhöhung ins Haus, die wir uns nicht leisten wollen. Aber die Suche nach einer neuen Wohnung, die unseren Ansprüchen genügt, wird sich wahrscheinlich schwieriger gestalten. Glücklicherweise haben wir noch etwa ein halbes Jahr, ehe wir tatsächlich raus wollen, aber zunächst einmal müssen die Parameter geklärt werden: Mieten oder kaufen? Stadt oder Land? Oder vielleicht gar auswandern? Zum Glück sind wir gut darin, Kompromisse zu finden – auch wenn ich manchmal versucht bin, Richard hart eins über den Schädel zu geben, auf Amnesie zu hoffen und ihm einzureden, der Umzug und alle Details seien auf seinem Mist gewachsen. ^^

(Geschrieben wurde auch, allerdings muss das im Moment alles ein wenig zurückstehen. Ich überlege noch, wie ich euch entschädigen kann. Vielleicht mit einem schönen Haiku?)

Gedankenblitze

verstopfen mein Gehirn.

Kopfschmerzen drohen.

Lasst Blumen sprechen!

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Wie einige von euch vielleicht erraten haben, waren meine beste Freundin und ich in Prag. Ein Tag jeweils für An- und Abreise, blieben zwei Tage zum Sightseeing. Die Fotos erspare ich euch mal, denn ich bin eine ganz furchtbare Touristen-Fotografin. Es gibt Bilder von JEDER EINZELNEN STATUE auf der Karlsbrücke. Die könnt ihr auch im Internet angucken, erspart allen beteiligten viel Ärger und Mühe. Lasst mich nur sagen, wir sind viel zuviel gelaufen und haben sehr gut geschlafen.

Jedenfalls kehrte ich am Sonntag abend nach Hause zurück, und neben meinem Notebook stand dieses Blümchen. Und wollt ihr wissen, was Richard dazu sagte?

„Jetzt kannst du überall erzählen, dein Mann hätte dir ein Veilchen verpasst.“

Was für ein alter Romantiker. ^^

Strohwitwen-Dasein

Ab Montag ist es soweit. Für ein paar Wochen ist Richard bei einem neuen Projekt eingeteilt und so weit von zuhause entfernt unabkömmlich, dass es sich nicht lohnt, jeden Abend nach Hause zu kommen.

Das erzeugt gequirlte Gefühle.

Auf der einen Seite freue ich mich darauf, all die Dinge zu kochen, die er wirklich nicht mag. Brokkoli-Buttermilch-Suppe mit Tomatenstückchen. Linsensuppe galore. Tomaten-Quiche. Griespudding zum Abendbrot. Morgens wird meine Lieblingsmusik laufen, wenn ich auf dem Sofa frühstücke – bei weit geöffneter Balkontür. Und abends kann ich mich ganz entspannt mit meinem Arbeitsgerät im Wohnzimmer ausbreiten, ohne dass der Fernseher läuft. Aufstehen und schlafen, wann immer ich will. Gemüse grillen.

Andererseits gibt es eine Menge Sachen, die mir fehlen werden. Etwa abends gemeinsam auf dem Sofa liegen und eine hirnlose Crime-Serie nach der anderen gucken, während er mir den Rücken krault. Die politischen, kulturellen und manchmal sinnfreien Diskussionen beim Frühstückstisch. Neben meinem Lieblings-Mann schlafen. Abendliche Spaziergänge zu zweit, bei denen ich mich mehr oder weniger erfolgreich in Geduld übe, während Richard das drölfzigste Foto von der Kuhweide macht. Nach dem Arbeitstag Dampf ablassen und dabei zuschauen, wie er mit den Katzen spielt.

Glücklicherweise sind es erst einmal nur ein paar Wochen. Aber natürlich wissen wir nicht, bei welchem Projekt er anschließend landet. Vielleicht Köln, vielleicht aber auch München. Und auch wenn wir natürlich täglich skypen und uns an den Wochenenden sehen werden, ist das wohl irgendwie nicht das gleiche.

Heute und morgen finden die letzten Notfall-Einkäufe, Wäsche-wasch-Aktionen und Vorbereitungen statt. Mit ein paar Freunden geht es Samstag Abend zu „Rhein in Flammen“ und eingentlich steht auch noch ein Familienbesuch auf dem Programm. Und danach kann ich dann testen, ob mir das Stroh-Witwen-Dasein gefällt. Mögliche Aktionen:

  • Strohpuppen basteln
  • Strohblumen trocknen
  • Strohrum trinken

Und ihr so?