Die Sommerseuche ist besiegt, also geht es heute mit einer weiteren fantastischen Autorin zum Magischen Mittwoch weiter.
Vita
Carmilla DeWinter, Jahrgang 81, im Hauptberuf Apothekerin und im Nebenberuf Lektorin, schreibt Fantasy und hat eine Schwäche für Figuren, die zur queeren Buchstabensuppe gehören. Bei dead soft ist im Bereich Gay Fantasy u.a. „Albenbrut“ erhältlich. „Jinntöchter. K_ein orientalisches Märchen“ ist im März 2018 bei der Edition Roter Drache erschienen.
Außerdem zu finden sind einige Kurzgeschichten, gedruckte Meinungen und Essays zur bereits erwähnten Buchstabensuppe sowie jede Menge Blogposts über die Vereinbarkeit von Fantasy und Feminismus.
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Interview
In welcher Art kommt Magie in deinen Geschichten vor?
Ich werde mich hier hauptsächlich auf mein Alben-Universum beziehen, da in „Jinntöchter“ die Magie den namensgebenden Wesen vorbehalten ist. Ansonsten funktioniert sie allerdings ähnlich.
Magie ist die Fähigkeit, die meisten physikalischen Gesetze durch Willenskraft auszuhebeln. Ich gehe von der Annahme aus, dass alles mit allem verbunden ist. Also handelt es sich grob um eine Verbindung der hermetischen Lehre von „wie oben, so auch unten“ mit der Stringtheorie für Leute, die sich mit letzterem nicht wirklich beschäftigt haben … so wie ich. Demnach reden meine Figuren in der Alben-Reihe dann auch ab und an von Netzen und Fäden, an denen sie ziehen.
Ist Magie in deiner Welt für alle frei zugänglich oder braucht man ein Artefakt/genetische Prädisposition/…?
Das ist eine genetische Prädisposition, die zudem den sogenannten intelligenten Wesen vorbehalten ist – in der Alben-Reihe lernen wir als humanoide Wesen Menschen und Alben kennen, und irgendwo in „Albenherz“ steht noch, dass Drachen und Simurghe keine Tiere sind. (Irgendwann schreib ich da vielleicht mal was.) Manche dieser intelligenten Wesen haben eine bessere Wahrnehmung der Fäden, die alles verbinden, andere nur eine geringe. Sehr seltene Exemplare haben auch gar kein Talent in magischer Hinsicht. Letztere sind als Ehegespons geschätzt, da ihre Kinder angeblich überdurchschnittlich begabt sind.
Artefakte werden demnach mit Magie hergestellt und müssen von den Zauberbegabten zumeist regelmäßig mit Kraft versorgt werden, wenn nicht mit Blut nachgeholfen wurde. Die Figuren reden von Siegel- oder Webzaubern. Dabei handelt es sich um Konstrukte, die an Kristallstrukturen „gehängt“ werden und sich erinnern können, wie die Welt nach Willen des_der Erschaffenden zurechtgebogen sein soll. Das reicht von Steinen, die Erinnerungen stehlen, bis hin zu Dingen, die bei uns die Technologie übernimmt. Zum Beispiel gibt es Pumpsysteme, mit denen die Alben ihren unterirdischen Palast mit Warmwasser versorgen.
Bei welchem „magischer Einsatz“ (Wesen/Szene/Fun Fact) hattest du als Autorin den größten Spaß?
Ich liebe es, Glas zersplittern zu lassen.
Ansonsten gibt es ein Land, das seine magisch Begabten streng reglementiert und daher für vieles mechanische und oft weniger luxuriöse Lösungen findet – die heizen noch mit Holz, bei der Erzdrude! Diese Art von Technologie- und Kulturclash zu konstruieren und per Kommentare der Figuren einfließen zu lassen, war immer ein Vergnügen. (Und ich lege viel Wert darauf, dass die Flüche halbwegs originell sind.)
Welches ist dein liebstes mythisches resp. magisches Wesen?
Ich hatte in meiner nicht so frühen Jugend eine ausufernde Vampir-Lese-Phase (vor den Biss-Büchern, Buffy sei Dank).
Ich muss gestehen, dass ich derzeit absolut keine Entscheidung treffen mag, daher eine Auflistung meiner bevorzugten Schreibopfer. Ich mag Jinn (auch bekannt als Dschinn, Dschinnen oder Jnun) und hab da auch noch einen Roman mit ihnen im Titel. Mir haben es auch Succubi und Incubi angetan, die es bislang in einige Kurzgeschichten geschafft haben. Und im letzten Jahr habe ich mich ausführlich über die germanischen und nordischen Glaubenswelten informiert.
Wie heißt dein liebstes „magisches“ Buch?
Ich hab ein Problem, mich zu entscheiden, wie das geneigte Publikum vielleicht bereits gemerkt hat. Daher zwei empfehlenswerte Lieblinge, die nicht Harry Potter sind: „Good Omens“/“Ein gutes Omen“ von Pratchett und Gaiman, „The Hundred Thousand Kingdoms“/„Die Erbin der Welt“ von N.K. Jemisin.
Wenn du dir eine magische Fähigkeit aussuchen dürftest, welche wäre das?
Die Bauchreaktion ist „Feuer!“ (und Kugelblitze, yay!). Auch wenn’s gefährlich ist und sicher was über meine tendenzielle Grundstimmung sagt (und erklären könnte, warum ich Feministin wurde?). Dadurch mag auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Alea, meiner liebsten Hauptfigur von allen, deutlich werden.
Es gibt wohl einen Grund, warum sich mein von einer Vampirin inspirierter Künstlerinnenname auf „Carrie“ reduzieren lässt …
Und welchen Preis wärst du dafür zu bezahlen bereit?
Meine menschlichen Figuren zahlen mit einem erhöhten Kalorienverbrauch – und sind nach einer komplexen Zauberei oder einem Duell entsprechend erschöpft. Meine Wüstengeister zahlen mit Lebenskraft – je weniger sie zaubern, desto älter werden sie.
Mit einem erhöhten Kalorienverbrauch und mehr Schlafbedürfnis könnte ich leben, ein wenig erforderlicher Meditation auch. Geld würde ich dafür nicht zahlen das würde sich anfühlen, wie meine Romane von einem Ghostwriter verfassen zu lassen. Menschen oder Beziehungen würde ich wahrscheinlich nicht mal dann opfern, falls das Überleben der Spezies auf der Kippe stünde.
Kannst du uns schon etwas über die nächste magische Geschichte verraten, an der du arbeitest?
Eine queere Romantasy-Komödie mit einem Incubus ist beim Betalesen und hoffentlich im Herbst fertig. Für das andere habe ich die Edden gelesen. Wann da die Rohversion fertig ist? Hoffentlich im Spätherbst.
Vielen Dank!