Absurde Genremischungen – vielleicht gar nicht so absurd?

Was sind die absurdesten Genremischungen, die ihr euch vorstellen könnt?

Ein Geisterwestern?

Ein utopischer Roadmovie?

Eine kindertaugliche Dystopie?

Romantik-Horror mit Science-Fiction-Elementen und Einhörnern?

Solche Mixe können funktionieren, müssen es aber nicht. Man muss genau schauen, wie man die überwiegend ungeschriebenen Genreregeln auf plausible Art miteinander vermischt. Und man läuft natürlich Gefahr, Genrefans zu enttäuschen. Aber ich persönlich finde ja Buchbeschreibungen wie „Lesbische Totenbeschwörer erforschen ein Spukhaus im Weltall“ (eigene Übersetzung, Blurb zu Gideon the Ninth) sehr verlockend. Ja, das kann grandios schiefgehen. Aber wenn die Autorin ihr Handwerk versteht, dürfte das sehr, sehr grandios sein.

 

Reisen und Abenteuer

Wenn ich ein E-Book bei Amazon anlege, kann ich auch immer die zum Buch passenden Kategorien auswählen, in denen es angeboten wird. Das macht es den Lesern beim Stöbern leichter, Bücher zu finden, die ihnen gefallen könnten.

Außerdem geht Amazon aber auch hin und vergibt nach einem mir komplett unverständlichen Algorithmus eigene Kategorien. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass „Feengestöber“ unter anderem in der Kategorie „Biografien & Erinnerungen – Reise & Abenteuer“ geführt wird. Gut, Helena und Falk reisen ja schon ein wenig: Auf die andere Rheinseite, durch ein Feenportal … und abenteuerlich ist es für den Leser hoffentlich auch. Aber eine Biografie ist das Buch jetzt leider (oder glücklicherweise) definitiv nicht.

Feengestöber WARUM

Rein theoretisch könnte ich jetzt hingehen und beim Kundenservice darauf bestehen, dass die Zuordnung geändert wird. Aber eigentlich finde ich es lustig. Nur für die Leser ist es doof. Jemand, der nach einer Reisebiografie sucht, könnte ja fälschlicherweise meinen, ich sei tatsächlich Feen begegnet. Und das würde zu ärgerlichen Rezensionen führen … – ach, mal schauen. Vielleicht nehme ich mir im November die Zeit.

Bis dahin – ich mag Reisen und Abenteuer.

Genres – Regeln und Spagat

Bestimmt wisst ihr es schon – für unterschiedliche Genres gibt es unterschiedliche Regeln. Im Liebesroman wird ein Happy End erwartet hart empfohlen, Fantasygeschichten kommen üblicherweise ohne moderne Technik aus (nicht einmal Smartphones???) und Horrorgestalten kommen irgendwie immer aus der Unterwelt – dem Keller, einer Höhle, dem finsteren Abgrund.  Der geschiedene, trinkende Komissar und der Bösewicht mit einer göttlichen Mission sind schon fast Klischees geworden, genau wie die junge Hohepriesterin mit Startnachteil oder der Kämpfer, der sich seinem Schicksal nur zaudernd stellt.

Warum ist das eigentlich so?

In erster Linie geht es darum, die Erwartungen der Leser zu erfüllen. Wer zu einem Buch greift, möchte unterhalten werden und sich dabei wohlfühlen. Wohl fühlt man sich am ehesten in vertrauter Umgebung. Deswegen sind Bücher des gleichen Genres üblicherweise Variationen weniger, vertrauter Themen.

Wie hebt sich eine Geschichte trotzdem von allen anderen ab? Und was macht man, wenn man einen Genrespagat probiert? Schließlich möchte man seine Leser nicht unzufrieden zurücklassen, aber auch nicht langweilen. Als ich „Andrea die Lüsterne und die lustigen Tentakel des Todes“ halbwegs fertig hatte und meinen Testlesern vorsetzte, fragte eine ganze Reihe von ihnen nach einer Romanze zwischen Andrea und Sven. Offenbar war durch die grobe Vorgabe „Chiclit“ (Geschichten für jünge Frauen) die Erwartung geweckt worden, es müsse auch ein romantisches Happy End geben. (Disclaimer: Im ersten Entwurf war Sven nicht schwul.) Jetzt finde ich persönlich natürlich, dass Liebe zwar schön ist, aber nicht das Wichtigste auf der Welt. Andrea und Sven haben beide so viele Aufgaben zu erledigen, so viele Dinge, die sie tun können oder müssen, dass sie sich auch ohne Romantik auf ihrer Seite garantiert nicht langweilen. Immerhin gibt es für Andrea am Ende auch einen romantischen Silberstreif am Horizont – aber sind meine Leserinnen jetzt enttäuscht? Ich hoffe nicht.

Unterdessen plane ich insgeheim schon mein nächstes GAP („grandioses, aufregendes Projekt“) – und wieder möchte ich einen Genrespagat hinlegen. Zum einen kommen Fabelwesen und Magie vor, also ist es eine Fantasygeschichte. Zum anderen spielt sie in der Zukunft, und es gibt einige gesellschaftliche und technische Entwicklungen – damit bewege ich mich im Bereich der dystopischen Science-Fiction (wovon ich gar keine Ahnung habe, hurra!). Es wird eine lange Verfolgungsjagd und mehrere Twists geben, außerdem einen Bösewicht mit einer heiligen Mission, wie im Thriller. Und gaaaaaanz vielleicht kommt die Romantik auch nicht zu kurz. Zum Glück habe ich ein ganzes Jahr für die Planung, ehe ich mit dem eigentlichen Schreiben anfangen kann, denn bis dahin muss ich herausfinden, wer so eine Geschichte wohl lesen würde und wie ich diesen Leser gut unterhalte, ohne ihn zu enttäuschen.

Ein Kinderspiel, nicht wahr?