
Manchmal stimmt das Timing einfach nicht. Beispielsweise hätte es letztes Jahr eigentlich einen neuen Trend geben sollen: Niksen! In der Tradition von Hygge ist das, wenn man Blogs und Büchern glauben will, eine niederländische Lebensart, bei der man ab und zu bewusst nikst, also „nichts tut“. Das ist gut für Körper und Seele, macht kreativer und produktiver und verhilft uns zu einem besseren Leben. Und das Schönste: Es kostet nichts!
Tja, und dann kam Corona. Da haben alle „Niks“ gemacht, meistens unfreiwillig, und es war eher besorgniserregend als entspannend. Und eigentlich ist das schade, denn in unserer produktivitätsgescheuchten Gesellschaft könnte Niksen den meisten Leuten ab und zu wirklich gut tun.
Ich habe neulich, ja, ein Buch übers Niksen gelesen. Welches, das könnt ihr hier nachschlagen. Obwohl ich eigentlich schon ziemlich gut bin im Nichtstun. Ab und zu nehme ich mir einfach etwas Nettes zu Lesen mit auf den Balkon, und dann tue ich einen halben Tag lang nichts. Denn beim Nichtstun geht es nicht darum, nur zu sitzen und dumpf zu starren (obwohl das auch darf), sondern um Entspannung und darum, bewusst unproduktiv zu sein.
Ich meine, schaut euch doch mal um. Sobald jemand etwas kann, wird ihm*ihr eingeredet, man müsse so ein Talent doch unbedingt monetarisieren. Und wenn man etwas macht, was man nicht so gut kann, heißt es oft: Lass das lieber bleiben, du verschwendest deine Zeit. Etwas nur zum Vergnügen zu machen – das ist verpönt. Dabei singe ich wirklich gerne ziemlich schlecht, und auch wenn mein Ukulele-Spiel eher unspektakulär ist, bringt es mir große Freude.
Ja, ich bin ein großer Freund vom Niksen. Und deswegen gehe ich heute auch und tue genau das – nämlich nichts.