Direkt noch ein Rant – Glas im Wald

Offenbar bin ich jetzt eine schimpfende alte Frau. Ist nicht so schlimm, ich freu mich da drauf.

Auf jeden Fall – es wird seit langem auch von Fachleuten kontrovers diskutiert, unter welchen Umständen man mit Glas einen Brand auslösen könne. Die meisten Versuche zeigen, dass handelsübliche Flaschenscherben wenigstens in dieser Hinsicht harmlos sind. Eine andere Sache ist das bei speziell geschliffenen Gläsern: In diesem Fall hat etwa eine Brille offenbar einen Brand ausgelöst. Einige von uns erinnern sich vielleicht noch an den Physikunterricht und den Brennglas-Effekt (man kann ein Feuer mit einer Lupe oder einem ähnlich konvex geschliffenen Stück Material entzünden). Auf jeden Fall sind sich nicht einmal Fachleute einig, und im Moment ist es draußen ja eher trocken.

Soviel zur Theorie.

Jetzt wechsle ich scheinbar das Thema, aber keine Bange, das kommt später alles zusammen: Ich bin ja eine Hexe. So eine langweilige „Moderne“, die keine Kinder isst (zuviel Fleisch ist schlecht für die Gelenke!) und die Umwelt mag. Die meisten von uns tun das. Und einige von uns führen auch Rituale in der freien Natur durch, das kann eine schöne Sache sein. Oft gehört zu diesen Ritualen, Dinge in der Natur zurückzulassen. Das finde ich weniger schön, wenn es sich nicht um biologisch abbaubare Materialien handelt. Aber jeder so, wie er mag, nicht wahr?

Nun weiß ich auch, dass es bei uns im Wald hinterm Haus noch mindestens eine Person gibt, die dort gelegentlich hext. Getroffen habe ich sie nicht, aber ich finde regelmäßig auf meinen Streifzügen eindeutige Hinweise – zum Beispiel selbst gefaltete Brigidskreuze im Februar. Das ist also eine von diesen „zurücklassenden Hexen“. Alles gut.

Bis Dienstag. Ich war joggen, das passiert gelegentlich mal, als mir an einem der Äste an einem Baum am Waldrand etwas auffiel:

Irgendeine Person, die offenbar nie Cartoons gesehen und im Physikunterricht aufgepasst hat, hat bei diesem trockenen Wetter mit hoher Waldbrandgefahr – wahrscheinlich völlig wohlmeinend – einen Talisman in den Wald gehängt. Einen aus einem Wollfaden, an dem mehrere prismenartige und konkav geschliffene Objekte hängen.

Ich wiederhole: In einen Wald. Bei Waldbrandgefahr. Am Waldrand, wo es noch viel trockenes Gras, Unterholz und vor allem SONNE gibt.

Gnah.

Echt jetzt?

Auf jeden Fall hab ich das Ding erst einmal so um den Ast gewickelt, dass die Glitzerdingsies auf jedne Fall im Schatten sind, denn ich war natürlich unbewaffnet unterwegs. Am nächsten Tag bin ich noch einmal hin, um das Ding mit Hilfe meiner praktischen kleinen Nagelschere aus dem Baum zu holen und angemessen zu entsorgen. Nur zur Sicherheit. Und unter Einhaltung aller mir bekannter magischer Höflichkeiten. Eigentlich ziemt es sich nämlich nicht, mit den magischen Objekten anderer Personen zu interagieren. Aber das hier ist einfach mal so gedankenlos, das geht nicht. Sogar wenn das Risiko eher gering ist – Hexen sind Naturliebhaber*innen und nicht Naturanzünder*innen. Dachte ich. Vielleicht hat sich da seit meiner Jugend ja einiges geändert?

Menschen, ey …

Zaubersprüche? Teufelswerk!!!

Auf einem hellen Stoff-Untergrund liegt ein in geprägtem LEder gebundenes Notizbuch. Im Vordergrund sieht man drei Halbedelsteine.
Foto von Emily Underworld, gefunden auf Unsplash.

Wenn man Phantastik schreibt, kommt man mitunter nicht darum herum: Man muss sich eigene Zaubersprüche ausdenken. Und das ist gar nicht so leicht, wie man denkt – kommt es doch dabei hart darauf an, mit was für einem magischen System man arbeitet.

Müssen Zaubersprüche eine bestimmte Form haben?

Ist die Silbenzahl wichtig?

Sollte man sie reimen?

Auf welche Gottheiten bezieht man sich?

Müssen bestimmte Symbole berücksichtigt werden?

Jaaaa, die Frau zerbricht sich wieder den Kopf über merkwürdiges Zeug. Aber denkt doch nur daran, wie merkwürdig uns schon mitunter Sagen aus anderen Kulturkreisen vorkommen und was wir da ggf. nicht verstehen, weil uns das Hintergrundwissen fehlt. Solche und schlimmere Probleme kriegst du als Autor*in, wenn du ein magisches System schaffst und den Zaubersprüchen und Ritualen nicht genügend Aufmerksamkeit schenkst. Denn den Leser*innen fällt auf, wenn da etwas holpert … sogar wenn sie bewusst möglicherweise nicht darauf kommen.

Das letzte Mal, dass ich Zauber schreiben musste, war für „Magie hinter den sieben Bergen“ – das war westliche moderne Hexerei, also vergleichsweise einfach. Mit den Ritualen für das Kinderbuch (Arbeitstitel „Verzandt“) habe ich es schon schwerer, denn die Gesellschaft ist ursprünglich seefahrt-basiert – mit allem, was da eben (oder auch nicht) zugehört.

Magie ist ein wichtiger Teil des Weltenbaus, vergesst das nicht!

Gruselt es euch schon?

Falls nicht, habe ich zwei kleine Überraschungen für euch.

Zum einen gibt es „Allerseelenkinder“ als eBook für Kindle von heute an für ein paar Tage gratis. Das ist quasi umsonst. Nutzt die Gelegenheit!

Und zum anderen habe ich eine kleine, märchenhaft-magische Kurzgeschichte für euch. Dazu sei gesagt, dass ich oft und regemäßig über Märchenadaptationen schimpfe. Aber meine Muse lässt sich davon nicht stören. Die hört sowieso nicht auf mich. Ebenfalls als eBook für Kindle gibt es also ab sofort Hexerella, oder Der Gläserne Besen. Auf fröhliches Gruseln!

Allein es fehlt der (Aber-)Glaube … oder?

Über Tarotkarten hatten wir es ja schon. Und generelle Hexerei sowieso. Ihr könnt euch also vielleicht denken, dass ich Aberglauben nicht so richtig abgeneigt bin. Einige Dinge passen für mich einfach immer.

Ein schönes Beispiel, weil es in einigen Wochen auch wieder soweit sein wird: Achtet mal darauf, wann ihr das erste Mal einen Kuckuck hört. Und achtet mal darauf, wieviel Geld ihr in dem Moment in der Tasche habt. Das zeigt euch nämlich, wie gut das Jahr finanziell laufen wird. Ich schwöre, hat bei mir bis jetzt jedes Mal gestimmt. (Meistens habe ich nicht einmal Taschen.)

Andere Dinge glaube ich eher nicht – dass man sein Leben „jinxen“ kann, indem man mit geflochtenen Haaren schlafen geht oder Salz über die falsche Schulter wirft. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die ich gerne mache. Bei denen stelle ich mir einfach vor, dass sie Glück bringen: Das Futter für die Wildvögel, die brennende Kerze beim Kochen oder das Löffelchen Honig für den „Hauskobold“. Immerhin hat der mir noch nichts kaputtgeschlagen, das scheint also zu funktionieren.

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