Stille Kunst

Samstag Abend hatten der Mann und ich ein Date, bei dem wir uns endlich mal wieder beide so richtig jung fühlen konnten: In der Bundeskunsthalle wurde „Metropolis“ gezeigt. Zwar nur mit Musik vom Band, aber dafür in ungefähr fast vollständiger Länge. Was ich nämlich vorher auch nicht wusste: Kurz nach der Erstaufführung wurde der Film vehement gekürzt und überarbeitet, und etwa ein Viertel des Materials (wenn ich mich korrekt an die einleitende Ansprache erinnere) galt lange als verschollen. Erst vor wenigen Jahren tauchte in Buenos Aires das fehlende Material (größtenteils) wieder auf, allerdings in schlechterem Zustand. Fachleute hatten dieses Material liebevoll wieder eingefügt und das, was noch fehlte, durch erklärende Texte ergänzt.

Also hatten wir gut 140 Minuten Film – ohne ein einziges gesprochenes Wort. Und ich muss sagen, ich bin beeindruckt, wie gut verständlich die Figuren auch sprachlos waren. Gut, für heutige Verhältnisse waren manche Szenen vielleicht ein bisschen überspielt, aber wir haben uns definitiv nicht gelangweilt. Und wenn man dazu noch bedenkt, mit was für bescheidenen Mitteln die Special Effects erreicht werden mussten, ist „Metropolis“ ein Film, den man duchaus auch heute noch gucken kann und soll.

Übrigens wusste ich vorher gar nicht, dass die Vorlage für „Metropolis“ von einer Autorin stammt, nämlich von Thea von Harbou, welche als eine der bedeutendsten Frauen des frühen deutschen Films gilt. Auch im Bereich der Belletristik war sie überaus produktiv – umso merkwürdiger, dass man den Namen heutzutage so selten hört. Ich werde auf jeden Fall recherchieren.

Die Berliner und der Flaneur

Als Kunstmuseum muss man sich ja schon was einfallen lassen, um Aufmerksamkeit zu generieren. So oder so ähnlich dachte sich wohl die Bonner Kunsthalle, als sie sich auf Die Berliner einließ. Als Besucher der aktuellen Ausstellungen hat man noch bis zum 24. Februar die Möglichkeit, eine mit dem Profil einer Person aus Berlin bestickte Jacke zu entleihen und zu tragen, während man die Ausstellungen besucht. Damit wird man sozusagen Teil einer Kunstaktion.

Wir stolperten eher zufällig über die Aktion, als wir mit einer Grupp von Leuten der lokalen Start with a friend-Gruppe die Der Flaneur-Ausstellung (leider inzwischen abgelaufen) besuchten. Natürlich haben wir mitgemacht – ich bin für jeden Blödsinn zu haben (außer Duckface-Selfies, die kriege ich einfach nicht hin).

Die nette Dame an der Garderobe erzählte, während wir unsere Jacken auswählten, dass schon einzelne Kleidungsstücke abhanden gekommen oder beschädigt worden seien, deswegen sei das Museum eher vorsichtig bei der Ausgabe.

Wer zum Henker stiehlt, bitte, so ein Ausstellungsstück? Gut, es ist ein Unikat und vielleicht irgendwann ein Vermögen wert, aber … also, nett ist das nicht.

Bei dieser Gelegenheit war ich übrigens zum ersten Mal in der Kunsthalle. Ich verstehe nicht viel von Kunst. Aber wenn mir etwas gefällt, das merke ich. Auch wenn ich oft keinen Schimmer habe, WARUM mir etwas gefällt. Aber das ist ja auch gar nicht wichtig.

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Warum denke ich bei diesem Bild nur an Brathähnchen?

(Ja, ich war innerhalb von acht Tagen in drei Museen. Und es hat sogar Spaß gemacht.)

Malerfürsten

„Eigentlich waren das doch die Kardashians des neunzehnten Jahrhunderts.“ Ein gehässiger Kommentar meinerseits während einer Kuratorinnenführung zur Malerfürsten-Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle, die noch bis zum 27. Januar zu sehen ist. Die Freundin, die mit mir vor Ort war, verzog das Gesicht, und lauschte lieber wieder qualifizierteren Ausführungen.

So ganz zutreffend ist das wahrscheinlich nicht – die Malerfürsten, um die es ging, waren handwerklich nämlich alle überaus talentiert. Trotzdem fiel mir bei der Ausstellung der absolute Wille zu Reichtum und Ruhm auf, der sich durch die Biographien der dargestellten Personen zog.

Die Malerfürsten waren keine Künstler, die im stillen Kämmerlein mit sich und den Musen rangen. Oder falls doch, so behielten sie das schön für sich. Stattdessen inszenierten sie sich, ihre Familien und ihre Kunst als Teile der Öffentlichkeit, setzten sich selbst und einander gegenseitig mit Ausstellungen, Festen und Skandalen in Szene und legten es geradezu darauf an, bekannt und sozusagen durch ihre Kunst geadelt zu werden.

Heute würde man solche Personen wahrscheinlich halb-liebevoll als „Rampensau“ bezeichnen und hätte, wenn man sich als Künstler höherer Sphären darstellen will, in erster Linie leise Verachtung für solche Strategien übrig. Die Kunst hat zuerst zu kommen und nur der Kunst zu dienen. Man hat nicht den Geschmack der Masse zu bedienen, welche ja sowieso zu „tumb“ ist, die zarte Künstlerseele zu verstehen.

Letztendlich, unterstelle ich mal, rechtfertigen manche Künstler so ihren eigenen Mangel an Ruhm und Reichtum vor sich selbst – sie sind „zu künstlerisch“ für diese Welt, „zu zartfühlig“.

Und ich? Ich bin zu schüchtern für sowas. Ich mag große Menschenmengen meistens nicht und bin eine gigantische Niete – sozusagen der Hauptgewinn unter den Nieten – wenn es um Smalltalk geht. Auch meine Schlagfertigkeit ist live eher enttäuschend, wenn ich meine Gesprächspartner nicht gut kenne. Auch wenn mir manchmal der eine oder andere böse Witz entfleucht. Trotzdem hätte ich gegen ein wenig Ruhm nichts einzuwenden. Oder warum nicht stattdessen Rum? Los, schickt mir Rum. Damit kann man tolle Sachen machen, und wenn ich mich dann öffentlich zum Löffel mache, habe ich wenigstens eine gute Ausrede.

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Von der Ausstellung habe ich keine Bilder, aber so ein Katzenfoto geht immer, oder?

Pink Floyd – Their mortal remains

Ich muss etwas gestehen – vor dieser Ausstellung wusste ich fast nichts über Pink Floyd. Der Mann hingegen ist ein großer Fan, war auch auf einem Live-Konzert der Band und war ganz aus dem Häuschen, als er hörte, dass es in Dortmund noch bis zum 10. Februar eine große Ausstellung zur Band gibt. Und wie ihr den Bildern entnehmen könnt, sind wir natürlich hin.

Man hätte in der Ausstellung gut und gerne mehr als die zwei Stunden verbringen können, die wir vor Schließung des Museums hatten, aber ich bin jetzt auf jeden Fall voller Eindrücke und Gedanken und weiß die Musik, wenn ich sie mir zu Gemüte führe, ganz anders zu schätzen.

Nebensächlich: Wir waren natürlich nicht nur für die Kunst in Dortmund, sondern wir mussten dort auch essen – und stolperten fast schon aus Versehen ins OLAFS, wo es gute Burger und gute Fritten mit einer göttlichen Knoblauchmayonnaise gibt. Die Karte ist übersichtlich, lässt allerdings keine Wünsche offen. Und ich habe sehr bedauert, dass ich Fahrerin war und deswegen nicht das Labieratorium probieren konnte.