Friedhöfe – kennste einen …

… kennste alle?

Das glaub ich nicht.

Und weil die Dezember-Ausgabe „Gruftgeflüster“ unter anderem auf Bonner Friedhöfen spielt, ist das diese Woche meine Recherche-Aufgabe – nach der Arbeit schaue ich mir einen oder zwei der über dreißig Friedhöfe auf Bonner Stadtgebiet an, mache Fotos und notiere mir Eindrücke: Was hört man? Wonach riecht es? Welche Art Material wurde für die Wege verwendet? …

Jaaaaaa, es ist wirklich so, dass viele Friedhöfe schon eine Reihe Gemeinsamkeiten haben. Aber mich interessieren die Kleinigkeiten, die Besonderheiten, die Trivialitäten. Zum Beispiel habe ich heute gelernt, dass es auf einigen Bonner Friedhöfen Bienenvölker gibt. Und ab und zu stolpert man über die Gräber bekannte Personen (nicht wortwörtlich, natürlich, wir bleiben artig auf den Wegen). In Prag beispielsweise, vor einigen Jahren, haben wir zufällig das Grab von Dvořák gesehen. Überhaupt, der Friedhof war schon hart anders, als wir das von hier gewohnt sind. Viel enger, und viel weniger Blumen, zum Beispiel.

Generell bin ich eigentlich gerne auf Friedhöfen. Meist ist es ruhig, eher grün, es gibt abgeschiedene Ecken … und man lernt eine Menge darüber, was für ein Verhältnis Leute zu ihren Toten und zum Leben nach dem Tod haben.

Was ist der schönste Friedhof, den ihr je gesehen habt?

Ich glaub, mich trifft ein Hai!

Erinnert ihr euch noch an den „Sharknado“-Hype? Das ist inzwischen auch schon … puh, laaaaange her. (Geht nachschlagen.) Der erste Film ist von 2013. Wie alt wart ihr da? Dacht ich’s mir.

Schreiende Autorin wird von gigantischem Plüsch-Hai angefallen. Großaufnahme.
Das ist Haino. Er will nur „hai!“ sagen.

Jetzt ist „Sharknado“ zwar einer der hingebungsvoll schlechtesten Hai-Filme, die ich kenne, aber er war ja beileibe nicht der erste, der jemals Aufmerksamkeit bekam. „Der weiße Hai“ beispielsweise (1975) war ein richtiges Meisterwerk und kann auch heute noch zum entspannten Adrenalinausstoß auf dem Sofa geguckt werden. Ab und zu braucht man so etwas.

Haie sind beliebte Monsterfilm-Darsteller, in allen Variationen. Da gibt es Sharktopus, Haie mit unterschiedlichen Anzahlen von Köpfen (Fiveheaded Shark), sogar Zombiehaie kommen gelegentlich vor. Als wäre es nicht unheimlich genug, von einem „Maul auf Beinen“, nur ohne Beine, angegriffen zu werden.

(Disclaimer: Eigentlich sind Haie ganz nett. Es sterben jährlich wesentlich mehr Menschen durch Kühe als durch Haie. Aber dreht darüber jemand einen Film? Natürlich nicht.)

Warum sind Haie nun so beliebt? Wahrscheinlich ist es ihre Menge an Zähnen und ihre vergleichsweise „Fremdheit“ – es fällt uns Menschen schwer, uns in Haie hineinzuversetzen, darum sind sie perfekte Monster für den Film.

Aus ähnlichem Grund beliebt sind wahrscheinlich Oktopusse, Insekten, Spinnen und Weichtiere. Zu denen haben wir einfach wenig Verbindung, und viele Leute gruseln oder ekeln sich vor ihnen.

Vögel sind uns schon etwas näher, aber auch unheimlich. Auf dem Balkon werde ich morgens oft von ein paar Krähen auf meine Kadavertauglichkeit begutachtet – hoffentlich amüsiert es die Nachbarn, wenn ich rufe: „Ich bin noch nicht tot!“ Und die Krähen glauben mir sowieso nicht. Ich könnte ja ein redender und trotzdem überaus schmackhafter Zombie sein.

Ob Vögel Horrorfilme über Menschen drehen würden? Erzählen sie sich Gruselgeschichten über diese merkwürdigen nackten Zweibeiner? Wer weiß?

Hic sunt dracones

Eine Art Fabelwesen, die auf der ganzen Welt verbreitet ist, ist der Drache. Manchen Leuten gilt das als Beweis dafür, dass es Drachen wirklich gegeben haben muss – wie sonst kämen wohl alle darauf, von ihnen zu erzählen?

Auf einer spärlich mit Gras bewachsenen Erhebung steht eine gigantische steinerne Drachenfigur mit vier Beinen, Schwingen und drei Köpfen mit weit geöffneten Mäulern.
Ein beeindruckendes Exempar. (Foto von aisvri, gefunden auf Unsplash.)

Allerdings muss man dazu sagen, dass es ungefähr so viele verschiedene Drachenformen gibt, wie man Mythen und Legenden über sie findet. (Nicht nur) meine Theorie ist ja, dass in vielen Kulturen die Drachengeschichten auf Basis von Fossilfunden oder ausgeschmückten Begegnungen mit echten Kreaturen entstanden sind, und dass, wenn eine forschungsreisende Person dann Legenden von großartigen, schrecklichen, Menschen verschlingenden Wesen hörte, die möglicherweise fliegen konnten oder sehr groß waren oder Feuer spuckten oder giftigen Atem hatten, diese PErson sich dann notierte: „Ah, offenbar eine Art Drache.“

Vielleicht irre ich mich auch. Vielleicht gab es Drachen wirklich. Vielleicht gibt es sie immer noch. Ich meine, Helena hat im Siebengebirge in „Allerseelenkinder“ immerhin welche gesehen, erinnert ihr euch? Gut, sie war auf der Flucht und wahrscheinlich erschöpft und dehydriert, sie könnte sich das alles eingebildet haben. Aber vielleicht, ganz vielleicht, gibt es tatsächlich immer noch irgendwo die winzigen Nachfahren der ursprünglichen majestätischen Drachen, die unserer ungesunden Aufmerksamkeit bislang glücklicherweise entkommen sind.

Kryptiden und andere Monster

Schon für „Waldgeflüster“ habe ich mich vor einigen Jahren in die internationale, faszinierende Welt der Kryptiden eingelesen.

Kryptiden?

Also Monster.

Gut, nicht ganz.

Bigfoot ist ein Kryptid. Der Ahool ist ein Kryptid. Yetis sind Kryptiden.

Ein verwachsener Wald mit fein verzweigten Birken und anderen schlanken Bäumen im Nebel, in der späten Abenddämmerung,
Was für finstere Wesen verstecken sich wohl in diesem Wald?
(Foto von Branimir Balogović, gefunden auf Unsplash.)

Im Wesentlichen sind Kryptiden Wesen, von denen behauptet wird, es gebe sie wirklich, ohne dass dafür wissenschaftliche Beweise präsentiert werden. Manchmal sieht man schlecht aufgelöste Schnappschüsse von etwas, das ein gigantischer Menschenaffe in den Rocky Mountains sein könnte – oder ein Mensch in einem Kostüm oder ein Busch.

Wenn man es genau nimmt, dann ist zum Beispiel der Chupacabra ein Kryptid. Seit den 90ern wird immer wieder behauptet, er sei gesichtet worden. (Es gibt sogar mehrere Varianten von Chupacabras in verschiedenen Gegenden der Welt, das ist ein ganz spannendes Prokrastinationsprojekt.)

Andere Monster hingegen sind nur das – Monster, Produkte der eigenen Vorstellungskraft. Ob jetzt glibbrige Riesenwürmer oder Werwölfe, Nagas oder der Demogorgon aus „Stranger Things“.

Monster fallen generell in die Kategorie „Fabelwesen“, behaupte ich mal. Aber was ist mit Kryptiden? Wenn es Leute gibt, die behaupten, sie gesehen zu haben, sind sie ja möglicherweise real. Und schließlich entdeckt die Wissenschaft immer mal wieder neue oder bis dahin als ausgestorben geltende Wesen.

Riesenkalmare galten auch lange als Ausgeburt der Fantasie. Erst 1854 galt ihre Existenz als wissenschaftlich bewiesen, da waren die ältesten Geschichten über ihre Sichtung schon mehrere Jahrhunderte alt.

Kryptiden sind, könnte man sagen, die „Urban Legends“ unter den Lebewesen. Vielleicht steckt ein Fünkchen Wahrheit darin. So genau wird man es nie wissen. Es sei denn, irgendwer schleppt Bigfoot zur allgemeinen Vermessung zur nächsten Uni. Wenn ihr nett fragt, lässt er sich bestimmt mitnehmen.

(Hier hätte ein Titel stehen sollen)

Immer, wenn wir Besuch haben, entdecke ich neue Facetten meines Heimatortes. Und dabei lebe ich schon seit fast zwanzig Jahren in Bonn. Aber ich weiß nicht, ob ihr das kennt – wenn man irgendwo wohnt, nimmt man sich nur selten die Gelegenheit, Sightseeing zu betreiben. Wenn aber Freunde oder Familie für ein paar Tage hier aufschlagen, beginne ich zu recherchieren: Was könnte man schönes unternehmen? Was sollte man unbedingt gesehen haben? Und so entdecke ich an der Seite unserer Gäste die Stadt, in der ich wohne, und das Umland immer wieder von einer anderen Seite.

Deswegen mag ich es, Geschichten über das Rheinland zu schreiben – es ist sehr vielseitig und verfügt über einen Armvoll Geschichte. So viele Unterschiede auf kleinem Raum findet man sonst nur selten – eigentlich auch kein Wunder, wenn man bedenkt, wie lange die Gegend auch von internationaler politischer Relevanz war. Und dann lieben wir auch noch so malerisch am Rhein!

Ab und zu begebe ich mich auch allein auf Exkursion. Dafür brauche ich allerdings schon eine Idee von meinem Ziel. Ich gehe auf Schauplatz-Recherche!

Leicht bewölkter, asugewaschener Himmel. Im Vordergrund ein wenig gekiester Weg (links) und eine verwilderte Wiese an einem abfallenden Abhang. In einiger Entfernung üppig belaubte Bäume hangabwärts, dahinter der Rhein, kaum auszumachen, in der Ferne bewaldete Landschaft mit einzelnen Spuren von Bebauung.
Ausblick vom Ennert aus über den Rhein, mit Spuren von Ramersdorf und Bad Godesberg

Dieses Foto entstand heute auf einem Spaziergang, als ich mir den Schauplatz von „Stille Wasser sind tödlich“ ein wenig näher angeschaut habe: Was für Pflanzen wachsen hier? Wonach riecht es? Was hört man? Welche Tiere kann man sehen? Woher kommt das Licht? Diese Wiese werde ich wahrscheinlich nicht verwenden, aber sie war so malerisch. Und die Vorteile solcher Schauplatz-Begehungen liegt auf der Hand:

  • Ich muss mir nichts merken, denn ich kann alles fotografieren oder notieren.
  • Mir kommen neue Ideen – zum Beispiel war da heute an einer Stelle ein mysteriöses Loch im Boden, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte.
  • Die Realität liefert Details, auf denen die Geschichte ruhen kann.
  • Ich werde damit konfrontiert, was meine Charaktere wohl wahrnehmen und wie sie Dinge bewerten würden – mögen sie den Wald oder schimpfen sie konstant über Waldmauskacke?

Also bin ich dann unterwegs mit meinem Handy für die Fotos und einem Notizbuch für spontane Eindrücke, bestimme per App interessant aussehende Pflanzen und Insekten und achte darauf, aus welcher Richtung man die Autobahn hört. Ab und zu erlebe ich auch Anekdoten, die ihren Weg in Geschichten finden, aber davon erzähle ich vielleicht bei einer anderen Gelegenheit mehr.

Und schon wieder sind sie alle tot!!!

Aber wie erklärt man das der Polizei?

Manchmal überlege ich mir das, wenn ich abwegige Dinge für Geschichten recherchieren muss. Kann man mit Haushaltsdingen eine ordentliche Bombe improvisieren? Wie lange dauert es, eine menschliche Leiche zu zerstückeln? Was kostet eine funktionsfähige Niere auf dem Schwarzmarkt? Wie verabreicht man nichtsahnenden Menschen unbemerkt unterschiedliche Drogen? Und was hilft traditionell gegen Drachenfeuer?

Vielleicht sollte ich mir von einem Notar mal beglaubigen lassen, dass ich eigentlich harmlos bin – zusammen mit einer Unbedenklichkeitsbescheinigung von einem guten Therapeuten dürfte das doch helfen. „Die Patientin ist verrückt, aber auf die gute Art.“ Was meint ihr? ^^

 

Was ich beim Recherchieren für meine Bücher gelernt habe

Hmm, da ist über die Jahre schon einiges zusammengekommen.

Beispielsweise weiß ich, dass man private Museen und Institute nicht ohne weiteres als Schauplätze verwenden kann. Besser vorher schriftliches Einverständnis holen oder den Schauplatz verfremden.

Außerdem habe ich einige interessante mythische Kreaturen recherchieren dürfen. Den Ahool beispielsweise, oder den Chupacabra (davon gibt es tatsächlich verschiedene Varianten).

Und etwas Nützliches habe ich auch noch gelernt: Wenn man in der Wildnis unterwegs ist und sich verletzt, kann man die Wunde nach dem Reinigen mit Sekundenkleber abdichten. Chemisch betrachtet ist es das Gleiche wie Wundkleber. (Zum Arzt gehen sollte man natürlich gegebenenfalls trotzdem noch.)

Das kleine Rächerchen

Gut, der Wortwitz war schlecht. Ich geb’s ja zu. Was ich eigentlich meine sind RECHERCHEN.

Für „Waldgeflüster“ habe ich mir einiges an Survival-Medizin angeschaut. Schließlich sollte Falk einigermaßen unbeschadet aus der ganzen Sache herauskommen. Und ich gebe mir große Mühe, alle Orte, an denen meine Geschichten stattfinden, in Person besucht und ausgiebig dokumentiert zu haben – wer ist wann da, was wächst in den Ecken, wie fällt das Licht?

Natürlich weiß ich nie, welches Thema sich als nächstes als fruchtbar erweist. Deswegen lese und gucke ich oft querbeet, denn ich weiß nie, wann der nächste interessante Schnipsel in einer Ecke lauert. Und manche Sachen erweisen sich sogar für den echten, realen, stinknormalen Alltag als nützlich. Beispielsweise habe ich vorhin durch Zufall gelernt, wie man auf dem Balkon Kartoffeln züchten kann. Sicher, wir hatten letztes Jahr auch Kartoffeln auf dem Balkon, aber das war mehr ein spontanes Versehen und weniger geplant. Dieses Jahr könnte ich mir einen eigenen Kartoffelturm durchaus vorstellen. Muss nur gucken, wie der Platz reicht. Und die Seite, von der ich diese Info habe, bietet bestimmt noch die eine oder andere nützliche Information – vielleicht für die alleinerziehende Magierin, die in meiner Fantasie bereits seit langem auf der Flucht ist, um ihr Kind vor schädlichen Einflüssen zu schützen? Oder für eine paranoide Prepper-Gemeinde in einem alternativen Universum? Und was ist mit den Leuten, die die nächste Apokalypse überleben? Die müssen sich ja auch ein wenig auskennen.

Falls euch also irgendwelche interessanten, abstrusen oder sonstwie lesenswerten Informationen unterkommen – leitet sie am besten immer direkt an die Autorin eures Vertrauens weiter. Man weiß nie, was man alles noch nicht weiß.

 

Recherche, Recherche… – und Gewinner!

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Da waren wir also auf Recherche-Reise. Im schönen Amsterdam, wo sich zumindest das letzte Drittel von „Waldgeflüster“ abspielen soll – wenn Helena und Maria denn tun, was man ihnen sagt. Ihr wisst ja, wie das ist… Wie dem auch sei, ganz in der Nähe des wunderbaren Hostel-Boots, auf dem wir geschlafen haben, fand ich dieses schnuckelige Café. Musste ich natürlich sofort fotografieren! Weitere Trip-Fotos folgen die Tage.

Aber jetzt erst einmal die Gewinner meiner Buch-Verschenk-Aktion:

  1. „Allerseelenkinder“ geht an den Vater von „Windsprite“, deren Blog sehr lesenswert ist.
  2. „Spiegelsee“ geht an velvet21s Schwester.
  3. „Hexenhaut“ ist für den Vater von DragonDaniela, ebenfalls mit hübschem Blog.

Die Gewinnerinnen sind informiert und haben eine Woche Zeit, sich bei mir zu melden, ansonsten verlose ich neu. Herzlichen Glückwunsch euch dreien – ich hoffe, die Beschenkten werden sich freuen!

Elfen und Island und Blumen und Musik

Das sind einige der Dinge, die mich in letzter Zeit beschäftigen.

Island, weil meine neue Antagonistin daher kommt. Sie heißt Lilja, ist ziemlich hart im Nehmen und hat nur vielleicht einen kleinen Sprung in der Schüssel.

Elfen wegen Islands Bezug zu Naturgeistern – ich bin sicher, das wird noch praktisch. Auch wenn die Elfen, die Liljas Gedankenwelt bevölkern, wohl nicht pastellfarben sind.

Blumen wegen des fröhlichen Gemüts meiner Protagonistin Anna. Die im Verlauf der Geschichte merkt, dass man mit Licht und Liebe nicht immer weiter kommt.

Und Musik, weil ich ja nicht nur schreiben kann. Deswegen war ich am Wochenende mit meiner Lieblings-Freundin in Hannover auf dem vielleicht einzigen Fury-in-the-Slaughterhouse-Reunion-Konzert (mit Tusq, Revolverheld und Cäthe als Vorbands). An 22. Juni geht es zu Bon Jovi nach Köln, und eine Woche später dann zu den Toten Hosen. Man gönnt sich ja sonst nichts, gell?