Und sie lebten glücklich, bis er morgens ihre Haare aus dem Abfluss fischen musste und sie über seine Schuhe stolperte – Beziehungen in Geschichten

„Happily ever after“? Das nimmt uns doch heute keiner mehr ab.

Und okay, glückliche, harmonische Beziehungen in Geschichten wären schon ziemlich langweilig. „Der Liebesroman, in dem nichts passiert“ ist einfach kein Bestseller. (Glaube ich. Machen wir die Probe aufs Exempel?) Geschichten leben von Drama, Hindernissen, Konflikten, Katastrophen. Doch was ist mit Büchern, in denen Romantik nur eine Nebenrolle spielt? Auch da scheint es, meiner begrenzten Leseerfahrung zufolge, durchaus üblich, das Beziehungen konfliktbeladen oder rundheraus unglücklich sind. Und das entspricht, wenn wir ehrlich sind, doch überwiegend unserer Lebenserfahrung. Sogar die glücklichsten Beziehungen, die wir in unserem Familien- und Freundeskreis kennen, haben diese Momente, in denen der eine die andere erwürgen will (oder umgekehrt), weil mal wieder das schmutzige Geschirr auf statt im Geschirrspüler steht, irgendwas irgendwohin geräumt wurde oder man sich nicht darüber einigen kann, wessen Familie man jetzt zu Weihnachten besuchen muss.

Allerdings fällt mir schon auf, wie oft Beziehungen in Geschichten unglücklich sind, weil die Charaktere nicht miteinander kommunizieren. Vielleicht ist das so ein persönlicher „Aha!“-Effekt, aber für beinahe genau so wahrscheinlich halte ich es, dass wir als Schreibende da gelegentlich einem beliebten Klischee aufsitzen. Und das auch noch völlig überflüssig.

Denn ich kann aus eigener Erfahrung beisteuern: Man kann konstant miteinander kommunizieren und trotzdem gelegentlich Knaatsch haben. Also, habe ich gehört. Bei uns zuhause ist das natürlich alles konstantes langweiliges blassrosa Glück. (Räusper.)

Meine romantischste Erinnerung

Puh, mit Romantik habe ich es gar nicht so – da könnt ihr den Mann gerne nach fragen. Er hat es schon schwer mit mir. ^^

An eine Sache denke ich aber gerne öfter zurück. Wir waren Studenten und kannten einander noch nicht lange. Hatten gerade erst angefangen, miteinander auszugehen. Und ihr wisst ja, Studenten haben nie Geld. Wir spazierten also am Rhein entlang und redeten, wie man das so macht. Und irgendwann kletterten wir auf eine dieser kleinen schwimmenden Anlegeplatten hinunter, die zu den Rudervereinen gehören. Das ist nicht besonders erlaubt, aber es war spät – der Sommerhimmel war schon tief lavendelfarben, und vom anderen Rheinufer konnte man fast nur noch die Lichter sehen. Am Wasser war es recht frisch, und ab und zu schwappte die Bugwelle eines der vorbeiziehenden Kähne uns herum. Und wir saßen einfach und redeten, und so dicht am Wasser war es unglaublich leicht, private Dinge zu teilen …

Tja, aber sonst bin ich nicht besonders romantisch. Wobei, wartet … wir haben ein „unser Lied“:

ROMANCE ISN’T DEAD*

Oh nein! Ist sie kaputt?

Tja, vielleicht, aber mit diesem Blogbeitrag hat das nichts zu tun.

Oder möglicherweise doch. Denn mein Unterbewusstsein hat mir ein Problem verpasst: Mein nächstes Manuskript wird ROMANTISCH!

Ich weiß, was ihr jetzt sagt. Man soll nur über das schreiben, womit man sich auskennt. Und an den meisten Tagen beschränkt meine romantische Ader sich darauf, dass ich ohne (lautes) Murren getragene Socken einsammle und Abends trotzdem noch meine Schokolade mit dem Mann teile. Wie soll so jemand in einer Weise über Romantik schreiben, die einen aus den Socken haut?

(Ja, genau nämliche Socken, die man anschließend wieder aufsammeln und waschen muss, für immer und immer und immer … )

Falls es euch tröstet: Ich versuche es gar nicht erst. Oder wenigstens nicht auf die Weise, die ein rosa Cover mit Blütenblättern und aquarell-Scherenschnitten oder mysteriöse Frauenaugen und einen unbekleideten Bad Boy verlangt. Stattdessen schreibe ich – wenigstens ist das so geplant, ich bin erst wenige tausend Worte im Plot drin – über Langzeitbeziehungen und Missverständnisse und darüber, wie man unterschiedliche Lebenspläne miteinander kombiniert, so dass niemand zu kurz kommt.

Und nur, damit es nicht zu langweilig wird, wird der Bonner Personennahverkehr das Tor zur Hölle.

(Wer regelmäßig damit fährt, weiß, dass das noch nicht der fantastische Teil meiner ERzählung wird. Aber mehr möchte ich euch an dieser Stelle noch nicht verraten – nicht weil ich Angst hätte, dass jemand von euch meine grandiosen Plot-Ideen stiehlt, sondern weil eine Geschichte selten so endet, wie ich die Planung begonnen habe, und mein Erfolgsgeheimnis besteht darin, am Ende so zu tun, als sei das alles genau so gelaufen, wie ich wollte.)

 

* Der Titel ist übrigens eine Anspielung auf Oscar Wilde, der einen Feuerwerkskörper in einem Märchen sagen lässt: „Romance is dead“ – ich liebe Oscar Wilde.

Das Geständnis

„Du, Schaaaatz … ?“

„Ja?“

„Erinnerst du dich, wie ich dir versprochen habe, kein neues Manuskript anzufangen?“

„Ja?“

„Du kannst dich freuen – das halte ich ein. Also, wenn wir  uns darauf einigen, dass ein Plot noch kein Manuskript ist.“

„Du plottest?“

„Mit Buntstiften auf Papier, das zählt nicht!“

„Und wann fängst du mit dem eigentlichen Manuskript an? Direkt am ersten Januar?“

„Spätestens – ich meine, frühestens! Schließlich habe ich dir das versprochen. Und bis dahin kann ich ja noch Weltenbau betreiben. Da tippe ich zwar, aber nur in die Rechercheablage.“

„Du bist bescheuert. Ich liebe dich.“

Das war ja gar nicht so schlimm. ^^