Schreibt! Schreibt! Schreibt!

Neulich ging es im Nornennetz darum, welche Erfahrungen wir mit Schreibwettbewerben haben. Irgendwie habe ich komplett verpennt, mich an dem Fragefreitag zu beteiligen, dabei habe ich durchaus ein paar von diesen Wettbewerben auf dem Buckel.

Zunächst einmal muss man sie natürlich finden. Befreundete Autor*innen teilen oft, ansonsten muss man einfach in regelmäßigen Abständen das Internet durchforsten. Einige Seiten sammeln Ausschreibungen, aber auch dort muss man dann gründlich schauen – ist die noch aktuell? Ist die Ausschreibung seriös?

Dann gibt es die Vorgaben. Mindestlänge, Maximallänge, wohnst du im richtigen Bundesland? Vielleicht bist du auch zu alt, zu jung oder du hast das falsche Alter.

Und noch einmal schwieriger wird es, wenn man sich auf Ausschreibungen konzentrieren will, bei denen man die Chance auf einen nennenswerten Gegenwert hat – also alles, was mehr ist als: „Wir veröffentlichen die besten Geschichten.“ Solche Ausschreibungen gebe ich mir nur, wenn mich das Thema reizt oder potenzielle Gewinne für einen guten Zweck gespendet werden.

Trotzdem sind einige Dinge über die Jahre zusammengekommen. Mit „Der König und die Bäckerin“ habe ich einen dritten Preis in der Kategorie Märchen beim Federleicht-Schreibwettbewerb geholt und durfte an einer Gala in Berlin teilnehmen.

Ein- oder zweimal habe ich Buchpakete gewonnen.

Und am meisten überrascht hat mich, dass mir tatsächlich nicht nur einmal eine ausreichend kinderfreundliche Geschichte gelungen ist, die es in eine Anthologie geschafft hat. Normalerweise geht bei mir zu schnell zu viel zu schlimm schief, als dass man es einem Kind guten Gewissens vorlesen könnte. Aber da arbeite ich dran.

Leider habe ich nicht mehr so oft Zeit für Kurzgeschichten, wie ich mir das wünschen würde – früher hatte ich ein eigenes Kurzgeschichtenblog, könnt ihr euch das vorstellen?

Da waren wir also federleicht…

IMG_1781

So sah das Ende eines tollen Abends aus. Der Dienstag Nachmittag verging mit Warten und Proben, dann gab es einen Sektempfang, und dann konnten etwa zweihundert Zuschauer sehen und hören, was professionelle Künstler aus den Gewinnertexten gemacht hatten. Vorgelesen wurden – bis auf in den kürzesten Kategorien, SMS und Brief – Auszüge aus den Texten, die musikalisch kommentiert wurden.

Die spannendste Frage für mich war natürlich den ganzen Abend über, wer in die Grube auf der Bühne fallen würde. Glücklicherweise war das nur der Akkordeonspieler während der Proben, und noch besser – ihm ist nichts passiert. Ich fand es auch toll zu hören, wie jemand anders meinen Text liest, denn in meinem Kopf macht das natürlich alles Sinn. Im Nachhinein würde ich natürlich noch das eine oder andere verbessern, aber ich denke, insgesamt kann ich zufrieden sein.

Von der After-Show-Party entfernten wir uns dann allerdings recht schnell, denn wir waren doch ziemlich müde. Außerdem hatten wri ein großartiges Hostel in Friedrichshain, in das zurückzukehren es sich mehr als lohnte. (^v^)

(Ein weiterer Tag wurde mit Entspannen und Touristenaktivitäten gefüllt, aber das erspare ich euch mal. Ihr könnt euch Berlin im Januar bestimmt vorstellen: Brandenburger Tor, Fernsehturm, Regen, Nebel.)

Hier könnt ihr übrigens noch den Fernsehbericht des RBB im Archiv sehen. Ich weiß allerdings natürlich nicht, wie lange der Link funktioniert…

Kann man sich selber überraschen?

Man kann. Zumindest als Autor. Oder das ist wenigstens die Erfahrung, die ich gemacht habe. Erst heute morgen wieder. Oder vielmehr wurde ich überrascht von meinen Charakteren.

An Schreibwettbewerben teilzunehmen gehört zu meiner „Strategie“. Man könnte es auch als Fingerübung bezeichnen. Ich kriege die Gelegenheit, nach Vorgaben zu schreiben (Thema, Länge, Genre, Sprache, Abgabetermin) und bekomme im günstigsten Fall Feedback* für das, was ich geschrieben habe.

Regelmäßig passiert es mir dabei, dass ich mit einer bestimmten Idee an die Geschichte herangehe – und dann stellt es sich plötzlich heraus, dass meine Charaktere etwas ganz anderes im Sinn haben als das, was für sie geplant war. Bei Kurzgeschichten geschieht mir das häufiger, weil ich weniger Zeit mit ihnen verbringe – maximal eine Woche, oft nur wenige Stunden. Besonders freut mich, wenn sie nicht einfach demütig das Schicksal annehmen, das mein grausames Autorenhirn sich für sie überlegt hat. Nein, sie stehen einfach auf und tun das, was sie wollen. Und wenn ich klug bin, schaue ich ihnen dabei zu. Das sind am Ende die schönsten Geschichten.

 

* In seltenen Fällen gibt es auch materielles Feedback – das erste Geld, was ich mit einer Geschichte verdient habe, waren zwanzig kanadische Dollar, und wenn ich den Scheck eingelöst hätte, hätte ich noch draufzahlen müssen. Also steht er gerahmt in meinem Büro.