Hexenhaut

„Hexenhaut“ hat zwei Quellen – einmal diesen Song von Rosenstolz, und einmal die Sage vom Fischermann, der eine Selkiehaut am Strand findet. Ich wollte immer wissen, wie sich so etwas heutzutage abspielen könnte. Und es war eine gute Gelegenheit, Aradia kennenzulernen.

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MAGIC CONSULTANT AND SOLUTIONS…

Als sich Helena gemeinsam mit Falk zur jährlichen Imbolc-Feier auf dem Hexenhof ihrer Mutter Aradia einfindet, trifft sie nicht nur auf alte Bekannte und berüchtigte Persönlichkeiten, sondern auch auf die talentierte Mara. Diese hat ihren Mann verlassen, um sich und ihre Kinder zu schützen. Und sie hat einen Auftrag für Helena, hart am Rande der Legalität.

Nicht nur auf dem Hexenhof, sondern auch in der Botschaft des Wassers in Berlin erkennt Helena, dass nicht alles Gold ist, was glänzt – und manche Verbrechen wiegen schwerer als andere.

Leserstimmen:

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite und dabei so flüssig geschrieben, dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen.

Ich habe jede Seite genossen und die manchmal so herrlich bildhafte Sprache hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

„Hexenhaut“ gibt es als  eBook für Kindle und als Taschenbuch. Es ist darüber hinaus enthalten im Sammelband Magie hinter den sieben Bergen: Winter.

Leseprobe:

(…) Nebeneinander stapften wir den Pfad entlang auf das Haus zu. Der Schein in den Fenstern wirkte freundlich und einladend.

„Kann ich irgendetwas tun, damit deine Mutter etwas entspannter ist?“ fragte Falk in die Stille.

„Ich glaube nicht. Sie hat halt ihre Prinzipien.“ Wahnvorstellungen traf es vielleicht eher. Es gab eine ganze Reihe von Hexen, für die alles Männliche das pure Böse war. Für mich schwer vorstellbar, angesichts der Tatsache, dass wir alle Kinder der Göttin waren. Einige Männer waren Arschlöcher, aber das konnte man über eine ganze Reihe von Frauen ebenfalls sagen.

„Gibt es dafür einen speziellen Grund?“

„Eher persönliche Erfahrungen.“

„Lass mich raten, dein Vater hat sie verlassen.“

„Nicht ganz.“ Ich atmete tief durch und ließ meinen Blick über den Wald schweifen. „Mein Vater hat sie nach einer Nacht in der Disco in eine finstere Ecke gezerrt und vergewaltigt. Die Polizei hat ihn nie gefunden.“

Falk schwieg.

„Tut mir leid, ich hätte dir das nicht erzählen sollen. Diese Geschichte ist nicht sehr bekannt.“ Um genau zu sein, kannten sie außer den Polizisten von damals nur Aradia, ihre Eltern und ich. Und jetzt Falk. „Im Ernst, kein Wort darüber zu irgendwem. Besonders nicht zu ihr.“

„Du hältst mich wirklich für einen unsensiblen Trampel.“

Verflixt, wie kam ich da wieder raus? Vielleicht mit der Wahrheit. „Das nicht. Es ist nur so… Aradia weiß nicht, dass ich das weiß. Ich hab die Polizei-Unterlagen auf dem Dachboden gefunden. Sie hat mit Zähnen und Klauen dafür gekämpft, die ganze Sache hinter sich zu lassen.“

„Kann ich verstehen.“

Wir schwiegen einen Moment. Dann hatte ich eine Idee. „Komm, wir schleichen uns hinten rein. Ich hab keinen Bock, denen heute Abend nochmal zu begegnen.“ Leise betraten wir den Kräutergarten und stiegen die Treppen zu einer schmalen Tür hinauf. „Von hier aus kommt man in den Vorratsraum“, erklärte ich flüsternd. „Durch die Küche müssten wir zur Treppe kommen, ohne dass uns jemand hört.“ Ich drückte die Klinke herunter und schob die Tür Millimieter für Millimeter auf. Wenn man sich langsam bewegte, knarrte sie nicht.

„Schließt hier etwa niemand ab?“ flüsterte Falk hinter mir.

„Psst!“

Im Dunkel zogen wir unsere schlammigen Schuhe aus und schlichen auf Socken weiter. Der Abstellraum roch nach Zwiebeln, Erde und trockenen Kräutern.

Die Küche war ebenfalls dunkel und verlassen. Sie roch nach der Gemüsesuppe von vorhin. Vorsichtig schoben wir uns an der Anrichte vorbei. Alle Oberflächen waren sauber und leer. Die Tür zum Flur stand offen, und ein schmaler Lichtschein fiel auf den sauberen Holzfußboden.

Die anderen musizierten im Andachtsraum. Ich hörte Trommeln und ein Tamburin, das nicht ganz im Takt war. Jemand sang mit einer vollen Altstimme. Ich tippte auf Grete, denn die Stimmen von Helga und meiner Mutter kannte ich, und Mara traute ich soviel Lebensfreude nicht zu. Gut, wenn die beschäftigt waren, fiel unser Fehlen vielleicht gar nicht auf.

Die Treppe hinaufzukommen war einfach. Erst vor wenigen Jahren hatte Aradia die hölzerne Struktur komplett ersetzen lassen. Nichts knarzte oder knarrte. Trotzdem hielten wir den Atem an. Erst, als wir auf dem oberen Absatz standen und auf die Geräusche im Erdgeschoss lauschten, entspannten wir uns. Ich unterdrückte den Impuls, wie ein Teenager zu kichern. Stattdessen flüsterte ich: „Komm, lass uns verschwinden.“

Falk überließ mir zuerst das Bad. Als Tochter des Hauses hatte ich ein kleines ganz für mich, mit fliederfarbenen Fliesen und lindgrünen Handtüchern. Es war winzig und hatte nur eine schmale Luke zum Lüften. Meine Toilettenartikel standen auf der Ablage, unberührt wie immer. Die Gesichtscreme war bestimmt zehn Jahre alt. Zum Glück hatte ich alles Nötige dabei. Flüchtig bürstete ich mein Haar, klatschte mir etwas Wasser ins Gesicht und versuchte dann, im Spiegel die Ähnlichkeiten mit meiner Mutter zu entdecken. Aber bis auf die grünen Augen war da nicht viel. Was hatte ich wohl mit meinem Erzeuger gemein? Und wie fühlte es sich an, sein Kind anzusehen und in dieses verhasste Gesicht zu blicken? Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, und griff nach meiner Zahnbürste.

Falk hatte sich bereits umgezogen und blätterte in einem Taschenbuch. Ich musterte seinen Aufzug – Shorts und ein verwaschenes grünes T-Shirt, das über seinem Brustkorb spannte. „Ist dir eigentlich nie kalt?“

Er sah auf und grinste. „Kann ja nicht jeder so eine Frostbeule sein wie du. Fertig?“

Ich nickte und kroch unter die Decke auf dem Klappbett. Von hier aus betrachtet wirkte mein Zimmer irgendwie merkwürdig. Anders. Ver-rückt, sozusagen.

An der Tür zum Bad drehte Falk sich noch einmal um. „Ich weiß nicht, ob ich dir das schon gesagt haben, aber die Sache mit Raphael tut mir leid.“ (…)

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