Es ist nicht, wonach es aussieht!

„Du bist beim Wandern ziemlich leichtfertig.“ Das kam so von einer Freundin, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich einfach eine Flasche Wasser in meinen Alltagsrucksack geworfen hatte, um spontan wandern zu gehen.

Leichtfertig?

Vielleicht.

Nach ein wenig Hin und Her kamen wir darauf, dass man sich ja ordentlich vorbereiten müsse, wenn man wandern geht, weil lauter unerwartete Dinge passieren könnten. Und mit der Alltagstasche sei man einfach nicht ausreichend vorbereitet.

Jetzt muss ich natürlich widersprechen. Meine aktuelle Alltagstasche ist ein reflektierender Rucksack (damit ich auf dem Fahrrad gesehen werde, ehe man mich ummäht). Er enthält zu jeder Tageszeit Pflaster, Blasenpflaster, Schmerzmittel, Sekundenkleber (kann man im Notfall verwenden, um Wunden zu schließen), ein Taschenmesser, Pinzette und Co, Taschentücher, eine Sonnenbrille, Feuchttücher, Desinfektionsmittel, eine FFP2-Maske … und natürlich so Kleinkram wie Visitenkarten, Hustenbonbons, ein Portemonnaie und Brillenputztücher. In den Sommermonaten sind auch eine Tube Sonnencreme und ein Insektenstichkühlgel enthalten. Wenn ich da noch eine Flasche Wasser und für lange Wanderungen eine Handvoll Proviant reinwerfe, bin ich eigentlich gut vorbereitet. Wenn das Wetter unbeständig aussieht, stecke ich eine Regenjacke ein und für längere Touren einen externen Akku für mein Telefon. Das einzige, was dem Mann zufolge fehlt, ist eine Taschenlampe. Okay, und vielleicht eine Papierkarte für den Fall, dass mein Telefon von Außerirdischen entführt wird.

Der Blick in meine Tasche hat meine Freundin ein wenig beruhigt. Jetzt findet sie, ich bin im Alltag hoffnungslos überpackt. Aber ich weiß doch nie, wann ich spontan ins nächste Abenteuer falle!

(Große Worte für eine Frau, die in den letzten 24 Stunden die Wohnung nicht verlassen hat.)

Wie ist das bei dir? Bist du über- oder unterpackt? Was hast du Merkwürdiges in der Tasche, „für den Fall“? Und was sollte ich unbedingt noch einpacken, um wirklich auf ALLES vorbereitet zu sein?

EXTRABLATT! EXTRABLATT!

Marketing ist kacke.

Da, ich hab es gesagt.

Ich mag nicht marketen. Ich mag auch nicht bemarketed werden. Und wer hat Schuld daran? Ausnahmsweise einmal NICHT unser IT-Fachmann im Büro … sondern all die Knallhunzen, die einem konstant erklären, wie Marketing so richtig toll erfolgreich sei, und woran man das misst.

Ein Beispiel: Diese Woche habe ich einen E-Mail von einer Firma bekommen, bei der ich ein Ticket für ein Event gebucht habe. Die Betreffzeile lautete: „Wichtige Information zu deinem Event!“ – und was stand drin? „Deine Freunde und Kollegen können über diesen Link günstig auch Tickets kaufen!“

Joah, meine Lieben, das sind explizit NICHT „wichtige Informationen zu [meinem] Event“.

Das ist Werbung, und zwar die lästigste und ärgerlichste Variante. Sie belügt mich, spielt sich als wichtig auf und stiehlt mir meine Zeit.

Diesmal war ich so genervt, dass ich dem Anbieter eine entsprechende Mail zurückgeschrieben habe. Tenor: Macht das nicht wieder. Bislang sind sie mir die Antwort darauf schuldig geblieben. Merkwürdig, dabei habe ich den gleichen Betreff verwendet!

Okay, aber jetzt sind die Leute, die diesen Newsletter geschrieben haben, ja nicht dumm. Sie versuchen, einen wichtigen Marketing-Meilenstein zu optimieren: Die Klickrate – wie viele Leute öffnen diesen Newsletter tatsächlich? Und bei dem Betreff, rate ich mal, geht die Klickrate durch die Decke.

Was nicht durch die Decke geht – die Kundenzufriedenheit. Auch ein wichtiger Punkt, aber schwieriger zu messen. (Bis die Maschinen unsere Gedanken lesen.)

Gerade im Bereich „Marketing“ gibt es etliche solcher Indikatoren und „Tricks of the trade“: Abkürzungen, wie man sein eigenes Marketing „hackt“ und damit viele Kunden gewinnt, langfristig an sich bindet und dadurch reich und berühmt wird. Beinahe so, als sei Marketing ein Selbstzweck und nicht etwas, was man verwendet, um sein eigenes Produkt zu verkaufen.

Auch als Autorin mache ich so etwas nicht gerne. Ich habe keine ausgefeilte Online-Persönlichkeit, pflege meine „Marke“ nicht mit ausgeklügelten SoMe-Strategien und poste meist querfeldein, wie es mir gerade einfällt. Und das ist KEINE GUTE STRATEGIE, weiß ich selbst. Mein Newsletter kommt in unregelmäßigen Abständen und oft gar nicht oder zu spät, weil ich im Rahmen von Vorbereitungen und Aktionen einfach vergesse, dass das Ding auch noch geschrieben werden könnte.

ABER.

Es ist mir tausendmal lieber, ihr redet von mir als „Die verstreute Suse mit den Katzen und den tollen Büchern, bei der man nie weiß, was sie gerade treibt“, als dass ich „Die Werbeschleuder, die auch Bücher macht“ werde. Wenn ich also keine tollen Klickraten und Interaktionszahlen habe, ist das okay. Hauptsache, wir haben hier alle unseren Spaß.

Und falls euch all das nicht abgeschreckt (fast hätte ich „abgeschleckt“ geschrieben!) hat, könnt ihr hier immer noch meinen Newsletter abonnieren. Vielleicht finde ich irgendwann eine Strategie, bei der alle Seiten gewinnen.

Deutschland sucht das Supercover

Es gibt ja immer so Cover-Trends. Und weißt du, was das bei mir auslöst? Ich kann die Bücher nicht mehr auseinanderhalten.

ALLE Bücher mit Pastell-Aquarell-Effekt und mutiger Schreibschrift sind ein Buch.

ALLE Bücher mit Scherenschnitt sind ein Buch.

ALLE Bücher mit dunklem Cover und botanischen Details sind ein Buch.

Klar, es gibt Genreconventionen und ein gutes Cover hilft, dass man ein Buch direkt einschätzen kann, aber … übertreiben die nicht ein wenig?

Ich sitz dann hier und denke mir: Ich habe ein Buch geschrieben, von dem ich hoffe, dass es sich ein wenig vom Einheitsbrei abhebt. Meine Geschichten sind keine Bestseller, keine Crowd-Pleaser, die verkaufen sich nicht wie warme Semmeln. Warum sollte ich sie in „COVER VORLAGE 23B“ packen, damit sie genau aussehen wie alle anderen Bücher? Würde das die Verkäufe ankurbeln? Oder wären die Leute enttäuscht, wenn sie nicht „GESCHICHTE ZUR COVER VORLAGE 23B“ kriegen, sondern so etwas seltsames mit Gänsen und Kürbissen und vielleicht dem einen oder anderen Tentakel?

Ich weiß es doch auch nicht!

Erschwerend kommt hinzu – der Covertrend, dem man jetzt hinterherjagt, ist in einem Jahr schon dreimal Geschichte. Hast du bestimmt beim Blick ins Bücherregal auch schon festgestellt. Bei manchen Büchern kann man am Cover ziemlich genau sagen, aus welcher Ära sie kommen … und das muss nichts Schlechtes sein. Aber manche Autor*innen, die ich kenne, versenken Unmengen an Zeit darein, ihre Bücher spätestens alle zwei Jahre dem Markt anzupassen. Manchmal wird mit dem Cover auch der Titel direkt geändert. Und klar, das geht heutzutage leichter, auch dank Selfpublishing. Nur … das sind fertige Bücher. Die Welt dreht sich weiter. Es wird neue Bücher geben, auf die man neue Cover packen kann.

Ehrlich gesagt, ich habe schon eine Weile kein Buchcover mehr gesehen, dass diesen WOW-Effekt auf mich hat. Eines, bei dem ich das Buch unbedingt lesen will und das mir im Gedächtnis geblieben ist.

Wie ist das bei dir? Hast du ein aktuelles Lieblingscover?

Scheibenwelt-Lesechallenge – kurze Unterbrechung

Hatte ich dir schon von meiner Lesechallenge dieses Jahr erzählt? Ich möchte alle Scheibenwelt-Romane in chronologischer Reihenfolge lesen. Das sind 41 Stück, wenn ich mich richtig erinnere, und bis jetzt bin ich ganz gut dabei. Liegt natürlich auch daran, dass ich eine Woche im Urlaub war. Hatte ich dir davon schon ausgiebig erzählt? Ich fürchte fast, nicht. Wie dem auch sei, gerade muss die Challenge pausieren – ich habe ein Buch bekommen, in dem zwanzig Seiten fehlen, und mich dünkt, da war plotrelevante Information enthalten.

Solche Dinge passieren also sogar bei großen Verlagen und wichtigen Autor*innen.

Das da ist die Edition, die ich gerade sammle. Wirklich schöne Hardcover mit hübschen Coverillustrationen. Einige kriegt man gerade nur zu absurd überhöhten Preisen, aber da ich nicht alle auf einmal kaufe, sondern immer nur die nächsten zwei bis drei Ausgaben, ist das überschaubar. Kleine Produktionsfehler stören mich auch nicht, schräge Seitenzuschnitte oder so etwas. Aber ich hätte schon gern das komplette Buch.

Der Verkäufer wird mir jetzt eine hoffentlich vollständige Ausgabe zuschicken, so lange beschäftige ich mich mit etwas anderem. Ist ja nicht so, als hätte ich hier keine Bücher liegen.

Bei „Andrea die Lüsterne und die lustigen Tentakel des Todes“ gab es übrigens mal eine Beschwerde an den Verlag, da würden am Ende bestimmt Kapitel fehlen. Konnten wir aber nicht bestätigen. Offenbar war eine lesende Person darüber gestolpert, dass die Aushandlung der finalen Lösung „off stage“ stattfindet und nur zusammengefasst wird. Meine Verlegerin beim Chaospony Verlag hätte, als sie die Beschwerde bekam, fast zusätzlich noch einen Herzkasper gehabt.

Ist dir so etwas auch schon passiert? Was ist das merkwürdigste Fehlerexemplar, das du je gesehen hast?

Man könnte meinen, ich sei ein Geheimtipp

So schlecht bin ich nämlich darin, euch zu sagen, wann es etwas Neues gibt. Wie etwa die Paradiesische Lesenacht am Freitag in der Therme in Euskirchen, bei der ich neben einigen anderen bekannten und wirklich guten Autor*innen lesen darf. Ich bringe „Willkommen in Schattenfall“ und „Andrea die Lüsterne und die lustigen Tentakel des Todes“ mit, es wird also direkt doppelt lustig.

(Vorbereitet habe ich noch nichts! Deadline-orientiertes Last-Minute-Arbeiten! Yippieh!)

Unter Erscheinungen versuche ich übrigens, einen ungefähren Überblick darüber zu geben, wann ich offiziell wo bin. Das sind nicht viele Termine, üblicherweise, aber vielleicht begegnet man einander dann ja.

Ach, Marketing ist schwer. Einerseits möchte ich, dass alle Welt meine Bücher liest, andererseits möchte ich am liebsten nie darüber sprechen, das macht mich nervös. Aber Gerüchten zufolge funktioniert das so nicht. Also: Ich übe Sprechen, und ihr könnt ja Lesen üben. Oder allen Leuten, die ihr kennt, von meinen Büchern erzählen. Dann muss ich das nicht tun. Ja? Nee? Kein Stress!

„Jeder hat nur 24 Stunden, du musst Prioritäten setzen!“

Wisst ihr, wie sehr ich diese Aussage hasse?

Gerade heute bin ich da wieder irgendwo drüber gestolpert, als sich in SoMe eine Person beklagte, dass sie mit Job/Haushalt/Sport/Sozialleben überfordert sei. Und in den Kommentaren tummelten sich Dutzende(!) Leute, die ungefragt und ohne Kenntnis der Situation erklärten, die Person müsse ja nur ihr Leben besser strukturieren und dann „einfach machen“.

Joah, Frittenhorst, so einfach ist das nicht.

Völlig überraschend haben Leute nämlich unterschiedliche Mengen an Energie und Resilienz, um mit den Anforderungen des Alltags umzugehen. Manche könnten an einem Donnerstag Abend nach Vollzeitjob und Ehrenamt noch clubben gehen. Andere Leute fragen sich Dienstag Morgen schon, wie sie das ganze Elend noch vier weitere Tage durchhalten sollen.

Wahrscheinlich hab ich das schon einmal erwähnt: Ich leide an Schilddrüsenunterfunktion. Die ist nicht besonders schlimm und gut eingestellt – inzwischen. Als ich nämlich noch als Schülerin mit den entsprechenden Symptomen zu unserem Hausarzt gingen, hatten wir leider einen eher schlechten. „Ja, die Werte sind zu hoch, aber ich möchte ihr noch keine Tabletten verschreiben. Da gewöhnt sich der Körper nur dran und dann muss sie die immer nehmen.“

Angeblich hatte der Medizin studiert. Aber weißte was, du Rezeptblockverweigerer? Schilddrüsenunterfunktion geht nicht einfach weg. Der Körper lernt nicht, das zu kompensieren.

Damals wusste ich das noch nicht, und auch meine Eltern vertrauten dem Fachmann. Ich ging also in die weite Welt hinaus, begann ein Studium und wunderte mich immer, dass alles, was meine Freund*innen machten, so mühelos aussah. Unser Studium bestand aus im Schnitt 36 Kursstunden mit Anwesenheitspflicht pro Semester, plus Vor -und Nachbereitung. Nebenbei sollte man eigentlich auch noch arbeiten und ein Leben haben, aber das war für mich nicht drin. Zum Glück hatte ich Bafög und ein günstiges Studierendenwohnheimszimmer!

Ich war felsenfest davon überzeugt, eigentlich sei ich ja nur faul. Alle anderen schafften das schließlich auch! Ich war erst Anfang zwanzig, da sollte man nicht so müde sein! Also entwickelte ich eine unglaubliche Selbstdisziplin, um alles, was gemacht werden musste, auch wirklich zu schaffen – keine Abgabefristen zu versäumen, keine Klausuren zu verhauen, alle Vorträge ordentlich vorzubereiten. Ich war Expertin darin, mich selbst durch die Woche zu schleifen, und brauchte das ganze Wochenende, um mich zu erholen.

Gegen Ende des Studiums geriet ich dann an einen Arzt, der mir ohne weitere Bedenken Schilddrüsenhormone verschrieb. Und innerhalb weniger Wochen entwickelte ich mich zu Wonderwoman – oder es fühlte sich wenigstens so an. Plötzlich hatte ich soviel Energie wie ein ganz normaler gesunder Mensch!

Die Selbstdisziplin ist geblieben. Das ist der Grund, warum ich heute vergleichsweise viel im Alltag schaffe: Bürojob, Schreiben, Sport, ein wenig Haushalt (nicht besonders gut, reine Zeitverschwendung) und eine Art Sozialleben. Außerdem bringe ich mich ehrenamtlich ein, wenn mich ein Anliegen interessiert, und bin in mehreren Verbänden aktiv. Nur das mit dem Clubben hab ich mir geschenkt, zu viele Leute auf einen Haufen. Ich steh morgens auf und mache dann Dinge, bis ich Abends umfalle. Gewohnheitssache.

Und es wäre jetzt leicht, mir mit 15 oder so Jahren Abstand einzureden, es sei ja gar nicht so schlimm gewesen und ich hätte gar nicht so viel kriechen und kämpfen müssen. Glücklicherweise hatte ich im Winter einen Reminder. Ein Nahrungsergänzungsmittel, dass ich auf Empfehlung einer Fachperson nehmen sollte, machte nämlich meine künstlichen Schilddrüsenhormone wirkungslos. Und ich natürlich wieder – denk mir nichts dabei. Du bist müde und deine Haare fallen aus? Ist ja auch Winter. Und du bist nicht mehr die Jüngste. Bis ich dann doch mal ein wenig recherchierte. Nahrungsergänzungsmittel auf den Abend verlegt, und schon ging es mir wieder wonderwomanös.

Hätte jemand meinem 20jährigen Ich gesagt: „Du musst nur organisieren und priorisieren“, hätte ich mir gewünscht, die Energie zu haben, diese Person zu erwürgen. Den meisten Leuten mit chronischen Einschränkungen oder einfach nur weniger Resilienz geht es in diesen Situationen wahrscheinlich ähnlich.

Darum an dieser Stelle stellvertretend für alle und mein früheres Ich: Fick dich, Frittenhorst. Du hast ja keine Ahnung.

Organisatorisches: Erscheinungen

Ja, ich bin schlecht in Werbung. Ankündigungen, Termine, Neuigkeiten – wenn ich sie weiß, glaubt mein Gehirn du wüsstest das alles automatisch auch. Was kann ich sagen? Mein Gehirn ist nicht so schlau.

Damit du eine Chance hast, auch wirklich zu wissen, was ich weiß, habe ich eine kleine Neuerung auf die Seite gebaut. Hier kannst du aktuell sehen, wo ich in nächster Zeit offiziell in Erscheinung trete. Das gibt dir die Chance, mich zu treffen oder zu vermeiden, ganz nach Wunsch. (Außerdem kann ich da selbst auch nachschlagen, denn ich merk mir doch nix.)

Der nächste Termin ist übrigens schon nächste Woche Samstag, da darf ich auf der Lennie Con in Hohenlimburg zu Gast sein. Ich bin schon ganz aufgeregt!

Nicht tot!

Genialer Schachzug von mir, oder? Erst groß ankündigen, dass ich in eine unheimliche Waldhütte fahre, und dann vom Erdboden verschwinden. War natürlich keine Absicht – und ich will euch auch noch unbedingt von meinem Urlaub erzählen, nur muss ich vorher die geschätzt 700 Bilder sortieren und alles dramatisch kürzen, damit sich niemand langweilt. Aber seid versichert: Der Urlaub war toll, so etwas werde ich unbedingt wiederholen und ich bin auch echt, wirklich, ganz sicher nicht tot.

Natürlich arbeite ich seitdem daran, im privaten und beruflichen Umfeld lauter Schiet aufzuholen. Lässt sich leider nicht vermeiden. Aber ich bin supermotiviert, einige Projekte voranzubringen, und freue mich aktuell sehr darauf, mich Hals über Kopf in den nächsten „Schattenfall“-Band zu stürzen und alle mal so richtig in Schwierigkeiten zu bringen.

Auch dazu demnächst mehr. Erst einmal Chaos beseitigen, dann neues Chaos anrichten.

Er versteht mich einfach nicht

Ich: „Ich habe eine Hütte im Wald gemietet, mitten im Nichts, ohne Internet und Fernseher.“

Er: „Dann nimm wenigstens ein LAN-Kabel mit.“

Ich: „Es. Gibt. Dort. Kein. Internet.“

Er: „Auch nicht im Haupthaus? Dann müssen wir dir Dokus auf den Kindle laden.“

Ich: „Ich nehme den Kindle nicht mit.“

Er: „Aber wie willst du dann fernsehen, ohne Fernseher?“

Ich: „Das ist genau so gewollt.“

Er: „Und was machst du dann die ganze Zeit?“

Und dann weiß ich auch nicht. Was könnte eine häkelnde, lesebegeisterte Autorin, die gern wandern geht, nur ohne Internet und Fernseher mit ihrer Freizeit anstellen? Hast du irgendwelche Vorschläge? ^^

Also, diese Jugend, näch? Echt wahr!

Die Beschwerde ist so alt wie die Welt, nehme ich an. Vor 2.500 Jahren bereits beschwerten sich Leute über die jungen Leute, die glauben, dass sie alles wissen, und sich so respektlos benehmen. Und eine Bekannte erzählte das neulich auch. „Im Bus machen die auch nie Platz für alte Leute, und überall spucken die hin!“

Das mit dem Spucken ist auch wirklich nicht so knorke.

Aber wenn ich mich mal in Ruhe umgucke, wisst ihr, welcher Teil der Gesellschaft wirklich unangenehm ist? Die Mittelalten. Die aus meiner Altersgruppe.

Junge Leute in den Bussen, mit denen ich fahre, bieten ihren Platz an. Die halten die Tür auf und tragen Taschen für die Nachbar*innen. Möglicherweise sehe ich auch nur immer die wirklich Wohlerzogenen, wer weiß? Zu Silvester beispielsweise war der Mann mit Feuerwerk etwas spät dran. (Ich mag kein Feuerwerk, er liebt es, also sag ich nicht viel.) Die meisten Leute hatten schon gelärmt, besonders beliebt waren diese garstigen Batterien – und davon stand noch ein halbes Dutzend brennend mitten auf der Straße. Keine Ahnung, wer die abgefeuert hat. Auf jeden Fall war ich kurz hochgelaufen, einen Eimer Wasser zu holen, da kamen dem Mann mehrere dunkel gekleidete junge Leute entgegen. Wünschten ihm ein frohes neues Jahr, halfen ihm beim Löschen und räumten auch die Glassplitter mehrerer Sektflaschen beiseite.

„Die waren voll nett und zivilisiert und so!“ Das ist allerdings auch kein Wunder. Die sind noch frisch erzogen und voller Ideale und so.

Wir hingegen – also, ich bin über vierzig – also wenn du ein paar Jahre durch die Gegend gegangen bist, sind die Chancen gut, dass du jede Woche (metaphorisch gesprochen) einmal vom Leben auf die Fresse bekommen hast. Irgendwas hat nicht geklappt, wie es sollte. Irgendwer war grundlos scheiße zu dir. Das Finanzamt schreibt einen bösen Brief und auf dem Supermarktparkplatz hat dein Auto plötzlich eine neue Delle, aber keine Nachricht vom Dellenverursacher.

So etwas nutzt einen ab. Wie emotionales Schmirgelpapier. Und irgendwann steht man dann da und denkt sich: „Näää, wenn alle kacke zu mir sind, dann bin ich auch kacke zu allen anderen. Da sehter mal, wasse davon habt!“ Sind schließlich noch 25 Jahre bis zur Rente, die Karriere liegt flach auf dem Bauch und röchelt und entgegen aller Pläne aus jungen Jahren sind wir weder reich noch berühmt.

Ehrlich, ich versteh das total. Es braucht konstante harte Anstrengung, angesichts des Alltags – des Lebens, quasi – weich und mitfühlend und optimistisch zu bleiben. Sich immer wieder anzustrengen und zu überlegen, wie man das Leben für alle etwas besser machen kann. Wie sich die anderen Personen im Raum gerade fühlen. Ob einem echt ein Zacken aus der Krone bricht, wenn man die leere Klopapierrolle im Büro wechselt. (Was die anderen natürlich nie tun, leben die alle auf Bäumen und halten den Hintern zum Trocknen in die Höhe?)

Während wir an Silvester noch feuerwerkten, kamen also aus dem Nachbarhaus zwei Leute etwa in unserem Alter und fingen an zu möpern. Kein „Frohes Neues!“ zur Begrüßung, kein „Entschuldigen Sie bitte“, sondern: „Hörnsema, wie lang soll das noch gehen? Wir wollen schließlich schlafen!“ Und ja, ich versteh das, aber a) es ist einmal im Jahr und b) wir waren definitiv noch im gesetzlich vorgegebenen Rahmen. Wir haben ihnen freundlich erklärt, dass wir in wenigen Minuten durch sind.

„Ja, und nehmense gefälligst Ihren Dreck wieder mit!“

– „Natürlich nehmen wir das wieder mit, das machen wir jedes Jahr.“

(Ich bin ein fucking ray of sunshine. Der Mann weiß das und lässt mich in solchen Situationen machen.)

Nach wenigen Minuten haben die Leute sich dann auch beruhigt und sind wieder abgezogen, wir waren kurz darauf fertig, haben unseren Kram eingepackt und sind reingegangen. Und ich will gar nicht darüber meckern, dass die sich gestört gefühlt haben. Mir geht Feuerwerk auch auf den Sack, aber einmal im Jahr darf man halt und der Mann freut sich wie ein kleines Kind. Der Ton andererseits war nicht okay. Was für ein Leben haben die, wenn das offenbar der Standardton für eine Begegnung mit fremden Leuten ist? Ah well.

Also, meine Theorie: Die wirklich respektlosen, gesellschaftsstörenden Leute sind die mit den paar Jahren auf dem Buckel und noch mehr Jahren bis Feierabend. Die von ihrem Alltag deformierten, demotivierten Frustrierten. Die sich nicht jeden Morgen wieder aufraffen und die Macht, die der Kaffee ihnen verleiht, fürs Gute einsetzen können. Die einen Schuldigen für ihre Misere suchen.

Die jungen Leute, die ich kenne, die sind dufte. Aber keine Angst, das wächst sich aus.