Schreiben und schreiben

Manchmal sieht Schreiben so aus, dass man wie eine Besessene in die Tastatur hämmert.

Manchmal sitzt man mit Notizkarten auf dem Sofa und verwandelt das Wohnzimmer in einen Papiersturm.

Und manchmal drückt man wie so eine Usselige auf dem Handy herum und sammelt Dinge. Zum Beispiel Inspiration oder optische Erinnerungshilfen.

Das habe ich gestern gemacht, den halben Sonntag lang. Ich möchte ja, dass du dir einigermaßen vorstellen kannst, was ich mir gedacht habe, als ich „Willkommen in Schattenfall“ geschrieben habe.

Und was hat die Frau sich jetzt gedacht?

Herbst.

Halloween.

Wald.

Kürbisse.

Gruselschauer.

Ach, schau am besten einfach selbst. Hier geht’s lang!

(Und immer dran denken, offizieller Erscheinungstermin ist Freitag, 25.08.2023.)

Cozy Fantasy à la Diandra

(Enthält Spoiler für „Hexenhaut“ – wenn du das Buch lesen willst, tu das am besten vor dem Blogartikel. Ich warte.)

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Alle wieder da? Hervorragend.

In 15 Tagen erscheint „Willkommen in Schattenfall“ – so ein richtiges, wollig-warmes, lustiges Cozy-Fantasy-Abenteuer. Stell dir vor, man hätte mir die vollkommene Macht über „Gilmore Girls“ gegeben. Das war wenigstens der Plan – und an den meisten Tagen denke ich, das hat so auch einigermaßen geklappt. Die Charaktere sind schrullig, die Probleme eher klein, es fließt kein Blut … doch, ich hab das gut gemacht.

Aber ich wär ja nicht ich, wenn alles so einfach wäre.

Fangen wir bei Thomas an.

Thomas ist nicht irgendein Thomas, sondern der aus „Hexenhaut“. Erinnerst du dich? Der dritte Band von „Magie hinter den sieben Bergen“. Thomas‘ Eltern trennen sich gerade, und beide haben so richtig Mist gebaut. Richtig echt viel fiesen Mist. Thomas‘ Vater hat Thomas‘ Mutter nämlich entführt und gezwungen, ihn zu heiraten. Und Thomas‘ Mutter Moire hat ihren Kindern nicht nur verheimlicht, dass sie halb Selkie sind, mit dem entsprechenden Potenzial für Magie, sondern sie hat ihren zukünftigen Ex auch beschuldigt, sich den Kindern unangemessen genähert zu haben. Deswegen treffen wir Moire und die Kinder überhaupt, die wohnen nämlich temporär bei Helenas Mutter auf dem Hexenhof.

Natürlich weiß Thomas, dass sein Vater weder ihn noch seine Schwester auf die Art angefasst hat. Und er ist zu dem Zeitpunkt mitten in der Pubertät. Und er hat die Selkiehaut gefunden, die sein Vater vor Moire versteckt. Dann kommt da seine eigene Magie zu, die er am Anfang natürlich gar nicht einordnen kann. Er ist also ein junger Mann ohne gutes Vorbild, ohne Ansprechpartner und mit einer Menge Wut im Bauch. Natürlich tut er da Dinge, die nicht so wirklich gut sind. Eigentlich sind sie sogar ausgesprochen scheiße.

Angesichts der Umstände lassen wir da aber mal fünf gerade sein, nicht wahr?

Auf jeden Fall ist genau der Thomas derjenige, der jetzt nach Schattenfall geht. Sein Leben ist nicht magisch besser geworden. Seine Mutter ist verschwunden, er hält seinen Vater immer noch für einen schlechten Menschen (völlig zurecht, merke ich an). Überhaupt hat er sein Leben bis jetzt nicht so recht auf die Reihe gekriegt. Und zuverlässige, positive Beziehungen zu anderen Menschen sind ihm eher fremd.

Um „Willkommen in Schattenfall“ zu lesen, braucht man diesen Hintergrund nicht zu kennen. Am Ende gibt es ein kleines Osterei, das man nur mit diesem Zusatzwissen versteht (meine absolute Lieblingsszene, die macht mich so glücklich!), aber das Buch funktioniert definitiv auch ohne weitere Lektüre.

Tja, und jetzt plane ich den zweiten Band und frage mich: Wie viel Familiendrama, dysfunktionale soziale Gruppen und Vernachlässigung kann ich in einer Cozy-Fantasy-Roman unterbringen, ehe die Leute mir nicht mehr glauben? Im zweiten Band befassen wir uns nämlich mit Rosalinda, und da liegt einiges im Argen …

Ah well, wir werden sehen. Ich mag es, Leuten mit mieser Vergangenheit ein schöneres Leben zu schreiben. Und vielleicht ist ja gar nicht alles so schlimm, wie ich gerade tue.

(Du kennst mich. Natürlich ist es das. Sonst wären ja nicht am Ende immer alle tot.)

(Ich schwöre, diesmal stirbt niemand!)

(Oder etwa doch?)

Gänseklein

Beim Schreiben kommt man immer wieder mit überraschenden Themen in Berührung. Dieses Mal sind es für mich Gänse. Wahrscheinlich haben wir alle schon einmal eine Gans gesehen, vielleicht sogar schon eine gegessen. Aber was wissen wir landläufig über Gänse?

Ich weiß, dass Helga da Silva einen Ganter bei sich zuhause beherbergt. Das habe ich mir nicht ausgesucht. (Auf eine merkwürdige Weise suchen sich schreibende Personen nicht aus, worüber sie schreiben. Die Geschichten und Charaktere kommen zu uns – und woher, da sind sich Leute nicht einig. Im Zweifel schiebe ich alles auf mein verqueres Gehirn, aber das erklärt auch nur einen Teil der Probleme.) Und Helga weiß mehr über Gänse als ich. Das versuche ich aktuell zu ändern. Was fressen Gänse? Was brauchen sie zum Leben? Wie gesellig sind sie?

Zum Glück gibt es das Internet, sonst säßen wir zuhause schon knietief in Büchern über Gänsehaltung – und möglicherweise hätte ich schon nach einem Studienobjekt gesucht! Nicht, dass wir angemessenen Platz für eine Gans hätten, das ist mir klar.

Meine Familie hatte früher immer mal wieder Gänse. Sie fraßen Gras und Insekten und Fallobst, wenn ich mich richtig erinnere, hinterließen kleine matschige Kothäufchen … und ein Ganter hat meine jüngste Schwester einmal in den Teich hinterm Haus gejagt. Denn, und auch das wissen Leute oft nicht: Gänse (und Schwäne) sind furchteinflößend und haben keine Angst vor niemandem.

Welchen merkwürdigen Tieren bist du beim Lesen oder Schreiben schon begegnet?

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Schlechte Neuigkeiten – ich glaube nicht, dass ich „Willkommen in Schattenfall“ in diesem Monat fertig kriege. Oder wenigstens nicht so, wie ich es euch präsentieren möchte. Das letzte Jahr hat gezeigt, ich kann schreiben und veröffentlichen wie eine Maschine, aber jetzt … die Luft ist raus.

Vor hellem, herbstlichem Himmel (am Rand sieht man bunte Laubbäume) ein Stopschild in groß: Rot mit weißem Rand, achteckig, das Wort STOP in Großbuchstaben).
Foto von Joshua Hoehne, gefunden auf Unsplash

Wir hatten einen Todesfall in der Familie.

Ein anderer Verwandter liegt seit Wochen im Krankenhaus, nachdem wir ihn monatelang notdürftig zuhause gepflegt haben, bis es ein freies Bett gab.

Und jetzt ist uns am Montag der Altkater gestorben (mehr dazu später, er verdient das).

Oben drauf eine Pandemie, ein Krieg, Aufstände, Wetterkatastrophen, … – wenn ich mich zum Schreiben hinsetze, ist es anstrengend. Ich schaffe vielleicht dreihundert Wörter oder überarbeite eine Seite, ehe ich erschöpft bin.

Offenbar muss man auch eine Maschine gelegentlich zur Generalüberholung schicken. Oder wenigstens ein bisschen ölen.

Am Wochenende beginnt mein Urlaub, und da habe ich genau das vor. Ein wenig erholen. Ein paar wichtige Dinge erledigen. Weiter am Buch feilen … im richtigen Tempo, damit ihr das schönste, beste, magischste Abenteuer bekommt, dass ihr euch vorstellen könnt. Ich will mich nicht selbst mit Deadlines hetzen und euch dann einen lieblos herausgeschnäuzten Text präsentieren nach dem Motto: Hauptsache fertig!

Nur schade, dass ihr es wahrscheinlich nicht zu Halloween in Händen haltet. Aber Halloween ist ja mehr eine Lebenseinstellung als ein Datum, hab ich recht? ^^