Cozy Fantasy à la Diandra

(Enthält Spoiler für „Hexenhaut“ – wenn du das Buch lesen willst, tu das am besten vor dem Blogartikel. Ich warte.)

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Alle wieder da? Hervorragend.

In 15 Tagen erscheint „Willkommen in Schattenfall“ – so ein richtiges, wollig-warmes, lustiges Cozy-Fantasy-Abenteuer. Stell dir vor, man hätte mir die vollkommene Macht über „Gilmore Girls“ gegeben. Das war wenigstens der Plan – und an den meisten Tagen denke ich, das hat so auch einigermaßen geklappt. Die Charaktere sind schrullig, die Probleme eher klein, es fließt kein Blut … doch, ich hab das gut gemacht.

Aber ich wär ja nicht ich, wenn alles so einfach wäre.

Fangen wir bei Thomas an.

Thomas ist nicht irgendein Thomas, sondern der aus „Hexenhaut“. Erinnerst du dich? Der dritte Band von „Magie hinter den sieben Bergen“. Thomas‘ Eltern trennen sich gerade, und beide haben so richtig Mist gebaut. Richtig echt viel fiesen Mist. Thomas‘ Vater hat Thomas‘ Mutter nämlich entführt und gezwungen, ihn zu heiraten. Und Thomas‘ Mutter Moire hat ihren Kindern nicht nur verheimlicht, dass sie halb Selkie sind, mit dem entsprechenden Potenzial für Magie, sondern sie hat ihren zukünftigen Ex auch beschuldigt, sich den Kindern unangemessen genähert zu haben. Deswegen treffen wir Moire und die Kinder überhaupt, die wohnen nämlich temporär bei Helenas Mutter auf dem Hexenhof.

Natürlich weiß Thomas, dass sein Vater weder ihn noch seine Schwester auf die Art angefasst hat. Und er ist zu dem Zeitpunkt mitten in der Pubertät. Und er hat die Selkiehaut gefunden, die sein Vater vor Moire versteckt. Dann kommt da seine eigene Magie zu, die er am Anfang natürlich gar nicht einordnen kann. Er ist also ein junger Mann ohne gutes Vorbild, ohne Ansprechpartner und mit einer Menge Wut im Bauch. Natürlich tut er da Dinge, die nicht so wirklich gut sind. Eigentlich sind sie sogar ausgesprochen scheiße.

Angesichts der Umstände lassen wir da aber mal fünf gerade sein, nicht wahr?

Auf jeden Fall ist genau der Thomas derjenige, der jetzt nach Schattenfall geht. Sein Leben ist nicht magisch besser geworden. Seine Mutter ist verschwunden, er hält seinen Vater immer noch für einen schlechten Menschen (völlig zurecht, merke ich an). Überhaupt hat er sein Leben bis jetzt nicht so recht auf die Reihe gekriegt. Und zuverlässige, positive Beziehungen zu anderen Menschen sind ihm eher fremd.

Um „Willkommen in Schattenfall“ zu lesen, braucht man diesen Hintergrund nicht zu kennen. Am Ende gibt es ein kleines Osterei, das man nur mit diesem Zusatzwissen versteht (meine absolute Lieblingsszene, die macht mich so glücklich!), aber das Buch funktioniert definitiv auch ohne weitere Lektüre.

Tja, und jetzt plane ich den zweiten Band und frage mich: Wie viel Familiendrama, dysfunktionale soziale Gruppen und Vernachlässigung kann ich in einer Cozy-Fantasy-Roman unterbringen, ehe die Leute mir nicht mehr glauben? Im zweiten Band befassen wir uns nämlich mit Rosalinda, und da liegt einiges im Argen …

Ah well, wir werden sehen. Ich mag es, Leuten mit mieser Vergangenheit ein schöneres Leben zu schreiben. Und vielleicht ist ja gar nicht alles so schlimm, wie ich gerade tue.

(Du kennst mich. Natürlich ist es das. Sonst wären ja nicht am Ende immer alle tot.)

(Ich schwöre, diesmal stirbt niemand!)

(Oder etwa doch?)

Los, gebt es mir!