E-Mail Betreff: Dank für Mitnahmeangebot

Liebes (Baustoffhändler)-Team,

bitte leiten Sie meinen Dank an die Person weiter, die heute morgen auf der ABC-Straße zwischen 123-Str. und XYZ-Gasse offenbar der Ansicht war, die alte Frau auf dem Rad brauche dringend eine Mitnahmegelegenheit. Alle haben es heutzutage eilig, deswegen weiß ich das sehr zu schätzen. Allerdings möchte ich mich lieber als „Frau auf Fahrrad“ fortbewegen und nicht als „Frau auf Fahrrad, an LKW gematscht“ – das ist kulturell, ich bin nicht von hier.

Der Abschnitt Straße, auf dem sich die motorisierten Fahrzeuge die Fahrbahn einspurig mit dem Schutzstreifen teilen müssen, ist ungefähr 200 Meter lang, und da herrscht Tempo 30. Klar, 30 (oder 35, geht ja bergab) ist immer noch besser, als hinter einem ca. 15 km/h fahrenden Rad bleiben zu müssen, und wir haben es alle eilig (siehe oben). Aber die Engstelle ist wirklich nicht lang. Menschen mit größeren mathematischem Verständnis (und höherem Koffeinpegel) als ich könnten die Verspätung ausrechnen, die man auf dieser Strecke erleidet, wenn man nicht überholt. Ich überschlage mal optimistisch, dass sie sich im Sekundenbereich bewegt.

Falls bei Ihren fahrzeugführenden Personen Auffrischungsbedarf besteht, können sie die aktuell geltenden Regeln online leicht nachlesen (Stichwort StVO-Novelle 2020).  Zusammengefasst: Beim Überholen von Radfahrern muss innerorts ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Da ich Ihr Fahrzeug heute morgen problemlos mit der Hand hätte berühren können, behaupte ich mal, dass das keine 1,5 Meter waren.

Um das mit der Eile noch einmal ins Verhältnis zu setzen: Ich bin wirklich nicht schnell. Auf der Strecke zwischen 123-Straße und (Werkstatt) hat Ihr Fahrzeug mich dreimal überholt. Das spricht eindeutig für den Arbeitseifer Ihres Personals, aber gegen die generelle Verkehrsgeschwindigkeit in unserem Ort zu Stoßzeiten. Auch deswegen möchte ich anregen, dass wir alle etwas mehr Entspannung walten lassen und die endlosen Sekunden warten, bis ein Überholvorgang gefahrlos möglich wird.

Eine letzte Bitte: Schimpfen Sie Ihre Mitarbeiter nicht. Sprechen Sie sie halt drauf an. Es war für alle eine lange, anstrengende Woche, und niemand sollte schlechtgelaunt ins Wochenende gehen. Ich möchte nur, dass wir alle das Wochenende auch erreichen.

Mit freundlichem Gruß

Diandra Linnemann

Los, gebt es mir!