Montag habe ich etwas getan, was man so von mir eigentlich nicht erwartet – ich habe einen Kollegen aus dem Büro geworfen.
Eigentlich bin ich ein stiller, friedlicher Mensch.Im Zweifelsfall gehe ich meistens davon aus, dass mein Gegenüber die Dinge weniger unfreundlich meint, als er sie sagt. Ich finde es nicht schlimm, den ersten Schritt zu machen, und nachtragend bin ich auch nicht. Das Leben ist zu kurz, um sich über Kleinigkeiten in die Haare zu geraten.
Allerdings gibt es bei uns im Büro nicht nur unglaublich viel zu tun, so dass wir nicht einmal mit den notwendigsten Übersetzungen hinterher kommen, sondern auch eine feste Rangordnung. Im Wesentlichen gibt es hier im Haus genau zwei Leute, von denen ich Anordnungen entgegennehme – meine Vorgesetzte und den Chef.
Gestern morgen tauchte auf jeden Fall ein Kollege aus einer anderen Abteilung mit einem Bericht auf, den er schnell übersetzt haben wollte. Die Klienten würden am Nachmittag abreisen, und er habe ihnen versprochen, dass die Übersetzung rechtzeitig fertig würde.
Eigentlich habe ich nichts dagegen, Kleinigkeiten zwischendurch schnell zu erledigen. Jedoch gibt es bei uns neben der offiziellen Hackordnung auch nur eine begrenzte Zahl von Leuten, von denen ich Aufträge entgegennehmen darf. Und dieser Kollege gehört eben nicht dazu. Das sagte ich ihm und gab ihm auch einen Ratschlag, wie er dafür sorgen könne, dass wir das trotzdem schnell übersetzen dürfen. Er knirschte mit den Zähnen und verschwand.
Fünf Minuten später stand sein Vorgesetzter bei uns in der Tür – ein junger Mann, dem ich die Problematik bereits mehrmals erklärt habe, und auch, dass ich schon ordentlich zusammengefaltet worden bin, wenn ich „ihm zuliebe“ etwas außer der Reihe übersetzt habe. (Was ist er auch so dumm, mit der frischen Übersetzung in der Hand zu unserer Vorgesetzten zu laufen, um es von allen Faxgeräten im Haus ausgerechnet in ihrer Abteilung faxen zu lassen??)
(Ja, wir benutzen noch Faxe. Angeblich hat unser IT-Fachmann hier auch W-LAN-Kabel verlegt. Fragt nicht.)
Ich erkläre ihm also noch einmal, dass wir das nicht nehmen dürfen, und erinnere ihn an den Ärger, den ich seinetwegen beim letzten Mal hatte.
„Wenn du das nicht übersetzt, beschwere ich mich beim Chef über dich.“
Ob er sich das gut überlegt hat? Die Kolleginnen gucken aufmerksam, mit der imaginären Tüte Popcorn in der Hand. Sie ahnen, was jetzt kommt.
Die kleine, blasse, rothaarige Deutsche – das bin ich – wird laut. „Tu das, und jetzt RAUS!“
Gut möglich, dass ich ihm auch noch meinen Lieblingsfinger gezeigt habe. Was glaubt der eigentlich, wer er ist?
Hut! :-D
Hut! :-D
Das wird er sich merken!
Offenbar sind in trauter Runde später aus seinem Mund noch einige Fäkalausdrücke gefallen. Juckt mich aber nur wenig, solange er tut, was er soll.
Das wird er sich merken!
Offenbar sind in trauter Runde später aus seinem Mund noch einige Fäkalausdrücke gefallen. Juckt mich aber nur wenig, solange er tut, was er soll.