Niemand hat vor, sich aus dieser Breduoille herauszukonsumieren

Großaufnahme von vier nebeneinander stehenden, gefüllten Einkaufstüten aus Papier. Aus zweien ragen oben pastellfarbene Seidenpapiere heraus.
Foto von Denisse Leon, gefunden auf Unsplash.

Sind wir uns alle einig, dass wir eine kleine Umwelt- und Klimakrise haben? Gut, dann muss ich mir da den Mund nicht fusselig reden. Und ich gehe hart davon aus, wir wollen das auch alle irgendwie wieder besser machen, nicht wahr? Auch gut.

Aber wie? Die Umwelt schützen, das klingt ehrenhaft und nicht besonders spaßig. Gut, einige Dinge sind inzwischen schon zur zweiten Natur geworden. Wir trennen Müll und bringen leere Glasflaschen zum Container. An den Einwegpfand haben wir uns auch gewöhnt. Inzwischen sind sogar die Deckel fest an den Flaschen, damit die auch um Himmels Willen bitte unbedingt mitrecyclet werden.

(Für wen das eine Veränderung darstellt – was habt ihr vorher mit den Deckeln gemacht? Werden die irgendwann als Währung relevant?)

(Der Mann reißt die Deckel übrigens von den Flaschen ab, weil er es nervig findet, wenn die da so dran rumbammeln. Wenn die Flasche leer ist, schraubt er sie dennoch wieder drauf. Ein vobildliches Vorbild.)

Andere Dinge sind möglicherweise etwas schwieriger. Weniger (oder gar keine) Tierprodukte mehr konsumieren, das Auto öfter mal stehenlassen und stattdessen das Fahrrad oder den Nahverkehr verwenden, nicht für jedes lange Wochenende nach Malle fliegen und überhaupt essen wir wahrscheinlich alle zu viele Avocados.

Und dann sind da all diese Dinge, die man KAUFEN kann, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Armbänder, mit denen Schildkröten geschützt werden. Schuhe aus alten Autoreifen. Taschen aus alten Schuhen. Die ultimative Bambuszahnbürste, jetzt auch elektrisch (oder mit dressierter Hummel im Griff).

Leute, ich habe eine schlechte Nachricht: Wir können uns aus dieser Jauchegrube, in die wir uns hineingekauft haben, nicht wieder hinauskonsumieren. Oder wenn, dann nur auf eine Weise: Indem wir WENIGER kaufen und Dinge länger verwenden. Anstatt auf hippe Glasdosen fürs Mittagessen umzustellen, verwende ich einige meiner Pseudotüpperchen (aus dem guten alten Plastik) schon seit fünfzehn Jahren – und ich ersetze die auch wirklich erst, wenn sie kaputt sind. Ähnliches gilt für Kleidungsstücke (auftragen oder weiterverkaufen), Elektrogeräte (gestern habe ich ein zehn Jahre altes Handy wieder in Betrieb genommen), Möbel und eigentlich so ziemlich alles. Viele Dinge kann man reparieren, anstatt sie direkt zu ersetzen, auch wenn die Reparatur nicht viel günstiger ist als ein neues Gerät. Manche Sachen kann man selbst flicken oder langlebigen Ersatz für normalerweise gekaufte Einwegartikel wie Spültücher herstellen. Ja, auf dem letzten BuCon habe ich hinterm Stand drei Spültücher aus Baumwollgarn gehäkelt, die seitdem zuhause regelmäßig verwendet werden. (Ab und zu spül ich tatsächlich von Hand!) Und natürlich gibt es die Möglichkeit, sich Dinge zu leihen, entweder professionell oder von Freunden. Die Tage im Jahr, an denen ich eine Kreissäge brauche, beispielsweise, sind irgendwo im Bereich von 0 bis 1, die würde ich nicht direkt selbst kaufen.

Und erst, wenn man etwas wirklich neu kaufen muss, wird es spannend, wie etwas hergestellt wurde – langlebig? Aus umweltfreundlichen Materialien? Möglichst lokal? Unter ethischen Arbeitsbedingungen? Übrigens gibt es dabei auch viel Betuppung, wie man landläufig sagt. Gerade Bambus war ja eine Weile groß in Mode, für alles von der Socke bis zum Mehrweggeschirr. Wie viel davon letzten Endes Bambus ist, wie der gewachsen ist und ob nicht doch möglicherweise die Hälfte von dem Material Kunststoff und Füllmaterial ist, darüber hüllen sich Firmen oft in Schweigen.

Irgendwer hat mir übrigens mal – und ich bin sicher, darüber habe ich schon mehrfach öffentlich geschimpft, weil das einfach zu strunzig war – vorgerechnet, dass man eine Baumwoll-Einkaufstasche mehrere hundert Male verwenden müsse, ehe sie umweltfreundlicher sei als eine Einweg-Plastiktüte, und bis dahin sei die ja schon voll eklig. Für diese Person (und alle anderen, die eventuell verunsichert sind) habe ich eine tolle Nachricht: BAUMWOLLTÜTEN KANN MAN WASCHEN!!! Und auch von diesen Exemplaren habe ich einige seit mehr als zehn Jahren in Verwendung. Das soll mir jemand mit einer Plastiktüte erst einmal nachmachen!

Kommen wir zu den Dingen, die wir gerne HÄTTEN, aber nicht BRAUCHEN. Ja, die gibt es auch, und niemand soll in Sack und Asche gehen, weil sonst irgendwo ein Vögelchen weint. Es ist okay, es sich im Leben ein wenig schön zu machen – mit Büchern, Dekoartikeln und Schmuck, einer hübschen Handtasche oder mehr Tassen, als man gleichzeitig benutzen kann. Allerdings sehe ich manchmal, wie das auch in bester Absicht dann wieder ausartet und man beispielsweise bei der Buchbestellung eimerweise Flyer, Gummibärchen, in Sondereditionen Kerzen und Kram mitbekommt, der wahlweise Staub fängt oder Platz im nächsten Altpapier wegnimmt. Und da würde ich dann wieder gerne zu etwas mehr Zurückhaltung mahnen. Goodies sind toll, ich hab auch immer mal wieder welche (Gänsepins, anyone?), aber die Menge sollte begrenzt sein und man sollte Goodies auf jeden Fall verwenden können, anstatt sie nur einmal durchzugucken und dann irgendwo abzulegen, bis man sie doch wegwirft. Deswegen habe ich so gern Postkarten bei meinen Büchern, denn die verschicke ich auch regelmäßig.

Damit wäre ich, denke ich, auch schon am Ende meiner moralisch nicht eindeutigen Position zu Sachen Klima, Umwelt und Konsum. Und denkt bitte dran: Keine Enten schubsen!

Los, gebt es mir!