Wenn man sich an den Kopf fasst, dann doch bitte an den eigenen!

Immer mal wieder verfolge ich mit großem Erstaunen, wie ein Plagiatsfall nach dem anderen die Bücherwelt erreicht. Da werden Mangas abgeschrieben, Szenen aus fremden Büchern als „Platzhalter“ verwendet und alte Manuskripte veröffentlicht, von denen man nicht sicher weiß, ob man die selbst verfasst oder vielleicht doch vor dreißig Jahren einfach nur zu Übungszwecken abgetippt hat. Oder man gibt ein Manuskript, das eine Freundin geschrieben hat, einfach als eigenes aus.

Vieles davon findet in der Self-Publisher-Welt statt. Und natürlich – wenn man nur auf „Hochladen“ klicken muss, ohne dass irgendwer jemals kontrolliert, ob man bei „Hiermit versichere ich …“ gelogen hat, ist die Hemmschwelle vielleicht besonders niedrig.

Trotzdem frage ich mich: Warum tut jemand so etwas? Zugegeben, sobald man ein wenig abstrahiert, gibt es auf der Welt nur ungefähr genau vier Geschichten. Alles, was geschrieben wird, ist zwangsläufig eine Variation einer dieser Geschichten. Aber zwischen „eine Grundidee einer Geschichte neu wiedergeben“ und „eine komplette Szene/Geschichte abschreiben“ besteht doch ein minimaler Unterschied – was man spätestens daran erkennt, dass einem bei den eigenen Geschichten irgendwann vor lauter Ideenjagen wohl mal der Kopf wehtut.

Also, warum tut man das? Für mich ist es überhaupt nicht attraktiv, mich mit fremden Federn zu schmücken. Sicher, auch ich hole mir Inspiration, und bestimmt ist noch in keinem meiner Bücher das Rad neu erfunden worden. Jedoch schreibe ich ja gerade die Geschichten, die ich selbst lesen möchte, aber nirgends finden konnte.

Überraschenderweise regen sich die meisten Leute über diese Plagiatsfälle sehr viel weniger auf als über die in jüngster Zeit ausufernde Diskussion darüber, ob es ein bezahltes Lektorat(1) braucht, um ein gutes Buch abzuliefern. Die plagiierenden Autoren werden entgegen der Beweislage in Schutz genommen, die Vorwürfe verharmlost oder man stellt die Behauptung auf, es sei doch „niemand zu Schaden gekommen“. So ganz nachvollziehen kann ich das nicht – geklaut bleibt geklaut. Und wer abtippen möchte, soll doch bitte einfach als Sekretärin arbeiten gehen.

Und um euch für diese unerfreuliche Geschichte zu entschädigen, hier ein Katzenbild. Gestern Abend konnte ich nämlich nicht ins Bett gehen – ich hatte einen Kater!

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(1) Ich gehe hart davon aus, dass jedes Manuskript von einem guten Lektorat noch profitiert. Dass man die Qualität eines Lektorats davon abhängig macht, ob dafür Geld geflossen ist, erscheint mir merkwürdig.

4 Gedanken zu “Wenn man sich an den Kopf fasst, dann doch bitte an den eigenen!

Los, gebt es mir!