Sollen sie halt Kuchen essen!

Foto von shraga kopstein, gefunden auf Unsplash.

In meinem E-Mail-Postfach landet regelmäßig der Atlas-Obscura-Newsletter, und diesmal kam er mit einem interessanten Artikel über Nahrung in Fantasyromanen. Vielleicht ist dir das auch schon aufgefallen, wenn du regelmäßig Fantasy liest: Es wird erstaunlich oft gegessen, und einige Autor*innen geben sich richtig, richtig, echt viel Mühe mit den Speisen, die sie beschreiben. Dabei könnte man doch genau so gut mit der eigentlichen Geschichte weitermachen!

Alles also nur Platzverschwendung?

Mitnichten!

Essen ist allgegenwärtig, auch wenn es in vielen anderen Genres häufig vernachlässigt wird (wie der Toilettengang) – wenn nicht gerade etwas Aufregendes passiert, gibt es wenig Grund, das Sandwich des Inspektors zu erwähnen.

In einem Fantasy-Setting – je weiter von unserer eigenen Welt entfernt, desto besser – kann man mit Essen hingegen schnell eine Menge über die Gesellschaft, in der wir uns bewegen, sagen. Lebt die Gesellschaft vegetarisch? Gibt es Käse? Werden Obst und Gemüse importiert? Was ist die günstigste Proteinquelle? Gesellschaften, die auf Landwirtschaft basieren, haben wahrscheinlich mehr Backwaren auf dem Speisezettel, denn für Landwirtschaft muss man meist sesshaft sein und kriegt im Gegenteil größere Mengen Getreide, das man dann mithilfe großer unhandlicher Öfen weiterverarbeiten kann. Dann: Je weiter eine Gesellschaft technologisch vorangeschritten ist, desto komplexer werden die Zubereitungsmöglichkeiten. Ohne Kühlkette gibt es in der Wüste keinen frischen Lachs. Werden Insekten verspeist? Wie sieht die Tischkultur aus? Und was sind die teuersten und die günstigsten Lebensmittel? Wie macht man Dinge haltbar? Gibt es saisonale Unterschiede in der phantastischen Küche?

An dieser Stelle, denke ich, vergeuden viele Geschichten ihr Potenzial. Trotz elaboriertem World-Building kommt es schnell vor, dass alles ein Eintopf, eine Pastete oder ein Kuchen ist. Feierlichkeiten werden oft mit pseudomittelalterlichen Festtafeln beschrieben. Und man trinkt Wasser, Bier und Wein. Wieso hat bloß niemand in einer Welt voller Magie und Drachen den Zitronensprudel erfunden?

Wo will ich damit hin? Keine Ahnung. Meist befinde ich mich in der realen Welt, da kochen meine Figuren auch mehr oder weniger reale Dinge (und irgendwann gibt es Diandras phantastisches Kochbuch dazu!). Wenn ich mich allerdings in andere Gefilde begebe, möchte ich das Leben dort mit allen Sinnen erfahrbar machen. Das bedeutet manchmal eben auch, in einen merkwürdigen blauen Käfer zu beißen, ohne zu wissen, ob das jetzt ein Snack oder ein Scherz ist.

Hat dich das Essen in einem Buch oder einer Serie mal so richtig beeindruckt? Oder hast du mal ein ungewöhnlich abwegiges Mahl gelesen?

Los, gebt es mir!